Wort von Regionalbischof Klahr zum Ewigkeitssonntag
Wer dieser Tage die Friedhöfe bei uns in Ostfriesland besucht, dem fällt sofort auf, dass wir auf den Ewigkeitssonntag zugehen. Fast alle Gräber sind liebevoll hergerichtet worden. Gestecke verschiedenster Formen schmücken die Gräber, manche Grabstelle ist ganz und gar mit Tannengrün abgedeckt worden. Hier und da steht ein frischer Blumenstrauß auf einem Grab. In den Wochen vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahres, dem Ewigkeitssonntag, ist es vielen Menschen ein tiefes Bedürfnis, sich noch einmal besonders intensiv um die Gräber ihrer Lieben zu kümmern. Es ist das Letzte, was sie noch für einen geliebten Menschen tun können. Bei manchem wird dabei wohl auch die Trauer über den Verlust noch einmal ganz neu erlebt werden. Lange überwunden geglaubte Traurigkeit bricht wieder auf. Und wer erst vor kurzem Abschied nehmen musste, dem ist sowieso noch ganz schwer ums Herz.
Meine Gedanken sind in diesen Tagen bei allen Menschen, die einen lieben Angehörigen verloren haben. Abschied von geliebten Menschen nehmen zu müssen, gehört zum Schwersten, was wir im Leben durchzustehen haben. Trauer kann sehr lange dauern und ganz unterschiedliche Formen haben. Wichtig ist, sich Zeit zu nehmen für die Trauer und ihr Raum zu geben, etwa in den Gottesdiensten, die am Ewigkeitssonntag landauf landab gefeiert werden. In diesen weitet sich unser Blick über Grab und Tod hinaus. Gottes Ewigkeit, die er uns ins Herz gelegt hat, kommt in unseren Blick.
Wie tröstlich: Gott hat uns Menschen die Ewigkeit ins Herz gelegt (Prediger Salomo 3,11). Daran halten wir als Christen fest, wenn wir an diesem Sonntag an unsere Verstorbenen dieses Jahres und aller Jahre denken. Allen, die uns vorausgegangen sind, wissen wir uns weiterhin durch Jesus Christus im Glauben verbunden. Es ist daher gut, sich am letzten Sonntag des Kirchenjahres, dem Ewigkeitssonntag, daran zu erinnern, dass der Tod nicht das letzte Wort über unser Leben hat. Zugegeben: Es ist eine kühne Hoffnung der Christen, dass sie an den Gräbern ihrer Lieben an dieser Hoffnung festhalten, dass uns in Christus die Ewigkeit zugesagt ist. Auf dem Friedhof meiner Heimatstadt war ein tröstliches Wort auf einem Grabstein zu lesen, der dieser Hoffnung Ausdruck verleiht: „Över dat Leven steiht de Dood, aber över den Dood steiht dat Leven.“