Museumsdirektor Dr. Wolfgang Jahn, gab Einblicke in das Leben Martin von Tours und in die Entstehungszeit des Kunstwerkes. Der Geburtstag des Heiligen jährte sich im vergangenen Jahr zum 1700. Mal.
Martin von Tours erscheine in der Überlieferung als Verkörperung der Barmherzigkeit und diese gelte in allen Religionen als göttliche Eigenschaft und menschliche Tugend, so Jahn. Martin, um 316 im heutigen Ungarn geboren, sei als Sohn eines hohen Beamten nach dem römischen Kriegsgott Mars benannt, wurde christlich erzogen und sei auf Wunsch seines Vaters mit 15 Jahren in den Soldatendienst in Gallien eingetreten. Bei der Mantelteilung war er erst 17 Jahre alt und noch nicht getauft. Seine Taufe fand ein Jahr später statt. Da die christliche Religion im 4. Jahrhundert zur Staatsreligion wurde, konnten auch Christen den Militärdienst ausüben. Mit 40 Jahren bat er aber den römischen Kaiser vor Worms um seine Entlassung. Er sei nun ein Soldat Christi, wolle Gott dienen und nicht mehr für den Kaiser in den Kampf ziehen.
Nachdem Martin über zehn Jahre als Einsiedler bei Poitiers gelebt hatte, wurde er gegen seinen Willen mit 52 Jahren Bischof von Tours. Wenige Jahre später gründete er ein Kloster mit 80 Mönchen, das zum Ausgangspunkt für die Mission in Gallien wurde. Sein asketisches und fürsorgliches Leben beeindruckte die ärmliche Bevölkerung. Am 8. November 397 starb Martin auf einer Missionsreise und wurde am 11. November, dem heutigen Martinstag beerdigt.
Das Steinrelief, der sogenannte „Bassenheimer Reiter“, sei nach dem Ort bei Koblenz benannt, wohin das Werk später gelangte, erläuterte der Museumsdirektor. Es entstand um 1240 und sei eines der bedeutendsten Schöpfungen der spätromanischen Reliefs auf deutschem Boden. Das im Quadrat wenig mehr als ein Meter große und 13 Zentimeter tiefe Relief aus weißlich-grauem Sandstein, sei mit einer rötlichen Lasur überzogen und zeige mit der Mantelteilung durch Martin von Tours das christliche Sinnbild für Barmherzigkeit überhaupt.
Das Kunstwerk wurde um 1240 für den Westlettner des Mainzer Doms geschaffen. Nachdem 1683 die Chorschranke abgebrochen wurde bracht der Mainzer Domherr Casimir Waldbott von Bassenheim das Relief nach Bassenheim. Der Name des Künstlers ist unbekannt.
Dr. Annette Kanzenbach, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ostfriesischen Landesmuseum Emden, dankte allen Beteiligten und Besuchern dafür, dass die Reihe der Passionsandachten sich zu solch einem erfolgreichen Format entwickelt habe: „Es bereitet uns einfach Freude, die Bilder für die Andacht vorzubereiten und sie gemeinsam mit so vielen Menschen zu betrachten.“
Im kommenden Jahr soll diese Andachtsreihe fortgesetzt werden.
Die Passionsandachten werden seit neun Jahren veranstaltet vom Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems, den lutherischen Kirchengemeinden Emdens und dem Ostfriesischen Landesmuseum Emden.
Die musikalische Gestaltung geschieht durch Kantor Elmar Werner an der Truhenorgel.