Regionalbischof Klahr und Domkapitular Molitor sprachen über Abendmahl und Eucharistie
Mit der Schilderung persönlicher Erlebnisse und Empfindungen verlief das Gespräch zweier Amtsträger der evangelisch-lutherischen und römisch-katholischen Kirche im Lingener Ludwig-Windthorst-Haus (LWH) über ein Dauerthema in der Ökumene: das Verständnis der Gegenwart Jesu Christi in der evangelisch-lutherischen Abendmahls- und der römisch-katholischen Eucharistiefeier. Unter der Leitfrage „Gott ist gegenwärtig – aber wie?“ betonten Dr. Detlef Klahr, Landessuperintendent des Sprengels Ostfriesland-Ems, und Domkapitular Reinhard Molitor, Ökumene-Beauftragter des Bistums Osnabrück, die verbindenden Elemente beider Kirchen.
„Angesichts des Reformationsjubiläums im laufenden Jahr stellt sich die Frage noch drängender: Welche gemeinsamen Perspektiven für eine Mahlgemeinschaft gibt es?“, leitete der stellvertretende Akademiedirektor des LWH René Kollai vor rund 60 Gästen in das Thema ein.
Eine sehr persönliche Antwort gab Landessuperintendent Klahr direkt zu Beginn: „Die Frage nach Eucharistie und Abendmahl hat auch immer etwas mit einem selbst zu tun.“ Klahr erzählte von einem Gottesdienst zum Gedenktag des Heiligen Martin im Osnabrücker Dom im vergangenen Jahr, bei dem er als Mitfeiernder am Altar nicht zur Kommunion gehen konnte. „Das schmerzt mich sehr!“, räumte Klahr ein. Der Landessuperintendent betonte, Jesus Christus sei derjenige, der zum Mahl einlade. Diese Einladung gelte allen Getauften. „Diese Einladung sollten wir viel stärker betonen“, so Klahr.
Zum Reformationsjubiläum sagte der Regionalbischof für den Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems: „Dieses Jubiläum ist das Erste in 500 Jahren, das wir ökumenisch feiern! Das zeichnet dieses Jubiläum aus! Und als solches wird es in die Geschichte eingehen.“ Papst Franziskus hatte das Jubiläumsjahr im schwedischen Lund gemeinsam mit dem Präsidenten des Lutherischen Weltbundes, Bischof Munib Younan, mit einem Gottesdienst eröffnet.
Dass in den Kirchen umgesetzt werde, was die ökumenischen Gespräche der letzten 50 Jahre ergeben haben, sei sein Wunsch, so Klahr: „Was uns verbindet, ist stärker als das, was uns trennt! Christus ist in der Feier des Heiligen Abendmahls gegenwärtig. Er ist unsere gemeinsame Mitte!“
Domkapitular Molitor verwies auf den Apostel Paulus. Dieser habe sich über Spaltungen in der Gemeinde von Korinth geärgert, die entstanden waren, weil dort das Abendmahl nicht so gefeiert wurde, wie Christus es eingesetzt hatte. Molitor zeigte sich verärgert über „katholische und evangelische Positionszuschreibungen“, die während des Abendmahlsstreits im 16. Jahrhundert entstanden seien und sich verhärtet hätten. Die vor 500 Jahren zentralen Differenzen, dazu zählten das Vorenthalten des Laienkelches, die dauerhafte Wesensverwandlung von Brot und Wein sowie der Opfercharakter der Messe, seien heute nicht mehr kirchentrennend. „Uns verbindet mehr, als uns trennt!“, so Molitor. Hier zitierte der Domkapitular Martin Luther, der ein philosophisches Nachdenken über die Wesensverwandlung als Ablenkung vom Wesentlichen gesehen habe. Mit Papst Franziskus könne man zudem sagen: „Das Leben ist größer als die Theologie.“
Im anschließenden Gespräch mit René Kollai äußerten beide Amtsträger Sympathien für die Gottesdienstgestaltung der jeweils anderen Konfession, gaben jedoch auch preis, was ihnen fremd vorkommt. Während Landessuperintendent Klahr etwa die „Symmetrie und die Ästhetik“ der katholischen Liturgie lobte, mit Marienfrömmigkeit und Heiligenverehrung aber fremdelt, freut sich Domkapitular Molitor darüber, dass in evangelischen Gottesdiensten nichts der Verkündigung des Evangeliums vorgezogen werde. Wenig anfreunden könne er sich dagegen mit der bis heute verwendeten Sprache Martin Luthers. Diesen Punkt griff Klahr auf, indem er zum Abschluss der Gesprächsrunde dazu aufrief, die Sprachfähigkeit im Glauben neu zu betonen. „Wir müssen die wesentlichen Zusammenhänge einfach erklären können“, so Klahr.