Eröffnung der Andachtsreihe im Ostfriesischen Landesmuseum Emden
Die Reihe der sechs Passionsandachten im Ostfriesischen Landesmuseum Emden eröffnete am Aschermittwoch Burghard Klemenz, Superintendent des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Emden-Leer. Er freute sich, gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Professor em. Dr. Karl Arndt (Göttingen und Emden) den Abend zu gestalten. Rund 110 Besucher betrachteten mit den beiden Rednern zwei Bilder zur Leidensgeschichte Jesu und hörten deren Interpretationen dazu.
„Menschen unter dem Kreuz“ sind die Passionsandachten diesmal – im mittlerweile neunten Veranstaltungsjahr – überschrieben. Einladende sind die lutherischen Gemeinden Emdens, der Sprengel Ostfriesland-Ems und das Landesmuseum. Der Untertitel des ersten Abends lautete „Auf dem Weg: Simon von Kyrene“. Die Textstelle dazu steht in der der Bibel im Lukas-Evangelium (23,26): „Und als sie ihn abführten, ergriffen sie einen, Simon von Kyrene, der vom Feld kam, und legten das Kreuz auf ihn, dass er’s Jesus nachtrüge.“
Dazu wurden die Bilder „Die Kreuztragung Christi“ von Derick Baegert und „Christus trägt das Kreuz“ von Tizian gezeigt. Leiden, Mitleiden und Hilfsbereitschaft kämen in dem in kräftigen Ölfarben gemalten Werk Baegerts zur Geltung, sagte Arndt. Im Mittelpunkt ist der unter der Last des Kreuzes in die Knie gesunkene Christus zu sehen, dem Simon von Kyrene hilft, es zu tragen.
Aber das Bild zeige auch weniger mitfühlende Menschen. Darauf ging in seiner Andacht Superintendent Klemenz ein. So wie heute Leute in schamloser Neugier die Handys hochrissen, habe es ähnliches Verhalten damals ebenfalls gegeben. Das Ereignis sei nur nicht im Smartphone, sondern im Gedächtnis gespeichert worden. Aber Simon werde zur Projektfläche für eine Barmherzigkeit, die Leiden mildere.
Als „barmherzigen Helfer“ beschrieb Professor Arndt den Simon von Kyrene auch im Kunstwerk von Tizian. Hier würden Christus und Simon mit dem Kreuz zur Großaufnahme verdichtet. Deutlich werde Simons Glaube an den Erlöser. Jesus’ tränenverschleierter Blick scheine zu sagen: „Ich trage das Kreuz für dich“, drückte es Burghard Klemenz aus. Und Simon helfe ihm gerne. Das Leiden sei aber nicht Ausdruck von Gottverlassenheit. Gott komme Menschen im Leiden nahe. „Das Kreuz ist nicht sinnlos und nicht ohne Hoffnung“, schloss der Superintendent.
Sich mit Kunstwerken auseinanderzusetzen – wie in diesen Andachten –, sei ein lohnendes Erlebnis, sagte Dr. Annette Kanzenbach, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ostfriesischen Landesmuseum Emden. Sie wies auch auf die Kollekten hin, die jeweils für Restaurierungsmaßnahmen am Passionszyklus von Hans II van Coninxloo verwendet werden.
Musikalisch begleitete Kantor Elmar Werner die Passionsandacht an der Truhenorgel. Fortgesetzt wird die Reihe am Mittwoch, 8. März, um 18.15 Uhr mit Professor em. Dr. Karl Arndt und Pastorin Bonna van Hove (Martin-Luther-Gemeinde Emden). Dann lautet das Thema „Nachfolge: Petrus“. (kkl)