Von Luther für den Glauben lernen

Nachricht Völlenerfehn, 26. September 2017

Vortrag von Regionalbischof Klahr in Völlenerfehn

Im Rahmen der Jubiläumswoche der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Völlen „500 Jahre Reformation“ hielt Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr im Martin-Luther-Haus in Völlenerfehn einen sehr persönlichen Vortrag: „Von Luther für den Glauben lernen? Was Martin Luther mir bedeutet“.

„Heute möchte ich auch von mir persönlich reden. So war es gewünscht, als ich zu dem Vortrag eingeladen wurde“, sagte Klahr. Der Referent erzählte aus seiner eigenen Biografie und machte daran deutlich, was Luther ihm bedeutet und inwiefern er von Luther für seinen Glauben lernen konnte.

„Ich habe die Bücher vieler Theologen gelesen, aber keinem habe ich mehr an Impulsen für meinen Glauben zu verdanken als Martin Luther“, sagte der Regionalbischof für den Sprengel Ostfriesland-Ems. Im Frühjahr habe Klahr darum in der Schlosskirche in Wittenberg eine rote Rose an Luthers Grab niedergelegt. „Immer habe ich eine tiefe Dankbarkeit im Herzen für das, was Luther mit seinem Glauben und seiner Theologie mir gegeben hat. Er hat meinen Blick auf Christus gelenkt und mich ermutigt, so vom Glauben zu reden, dass andere es auch verstehen.“

Besonders beeindruckt habe ihn, dass Luther bereit war, sein Leben vom Glauben her so grundsätzlich zu ändern. Von seiner Bibellektüre her, war es ihm möglich, sein Leben und seinen Blick auf die Kirche und Gesellschaft immer wieder zu hinterfragen und zu verändern. 

„Martin Luther hat mich eigentlich schon immer begleitet!“, sagte Klahr und schilderte die prägende Bedeutung des Reformationstages in seiner Kinder- und Jugendzeit. Damals war dies ein freier Tag und die Schüler besuchten den Gottesdienst. „Für mich war es großartig, dass viele Menschen den Reformationstag feierten und dass Martin Luther eine besondere Person war, der als einzelner Christ so vieles verändert hatte!“ In jedem Jahr wurde am Reformationstag an den Thesenanschlag Luthers und an den Beginn der Reformation gedacht. Martinilieder und dafür erhaltene Süßigkeiten sind dem Regionalbischof in bleibender Erinnerung geblieben.

„Es ist schön, wenn wir etwas mit der Geschichte von Martin Luther verbinden, die schon 500 Jahre hinter uns liegt. Ich würde es sehr begrüßen, wenn der 31. Oktober wieder zu einem Feiertag wird“, kommentierte der Regionalbischof den jüngsten Vorschlag von Ministerpräsident Stephan Weil. Es könnte dies ein Feiertag sein, der auch anderen Religionen Anlass gibt, die Bedeutung ihres Glaubens für die Gesellschaft in den Blick zu nehmen.

Auch heute sind Luthers Lehren von Bedeutung. Dass der Mensch von Gott barmherzig angesehen wird, ist nicht sein Verdienst, sondern es ist durch Christus geschenkt worden. „Wir müssen es uns immer wieder neu gesagt sein lassen, dass nicht unsere Werke, unser Gutsein, oder unser frommes Leben unsere Hoffnung begründen, sondern ganz allein Gottes Zuwendung zu uns“, sagte Klahr.

Die Bibel wertschätzen

In zehn Jahren als Mitarbeiter im Kindergottesdienst habe Klahr die Bibel gründlich kennen- und schätzen gelernt und dabei immer die Frage im Kopf gehabt, wie die biblischen Geschichten den Kindern anschaulich erzählt werden können. Luther sei dies besonders wichtig gewesen. Im Jahr 1529 habe dieser darum eine erste Kinderbibel mit 50 Bildern herausgegeben, zu denen er jeweils Sätze der dazu gehörenden Bibelgeschichte geschrieben hatte. Schon dies mache deutlich, wie sehr dem Reformator die Vermittlung des Glaubens für alle Menschen am Herzen gelegen habe. „Bildung und Glaube gehören für Martin Luther untrennbar zusammen“, so Klahr.

 „Von Luther für den Glauben lernen heißt darum für mich als Erstes, die Bibel wertschätzen. Alle Reformen, alle Anregungen, alle Veränderungen sind bei Martin Luther Früchte seiner intensiven Bibellektüre“, sagte Klahr. Die Bibel als Wort Gottes sei die Grundlage für den Glauben. Luther kannte ganze Passagen auswendig, vor allem die Psalmen. Als Mönch betete er sie mehrmals täglich. Die 150 Psalmen seien für ihn die kleine Bibel gewesen. „Die Bibel ist wie ein Duftkräutlein: Wenn Du an ihr reibst, immer mehr mit ihr umgehst, wird sie dir zu einem Kräutlein, das gut duftet“, habe Luther einmal gesagt. 

 

Auf Christus schauen

Das Zweite, was von Luther zu lernen sei, sei die Liebe zu Christus, an dem der Glaube sich festmache. Luther konnte sagen: „Wenn du mir Christus wegnimmst, dann geht alles verloren.“ In seinen Schriften, Predigten und Briefen sei zu lesen, wie sehr er immer wieder den Glauben ganz auf Christus gründet und ihn in das tägliche Leben einbezieht.

In dem Lied „Nun freut euch, lieben Christen g´mein“ habe Luther dies 1523 anschaulich für die singende Gemeinde beschrieben. Die Freude über das bedingungslose Geschenk des Glaubens war für Luther eng mit der Taufe verbunden. Die Kinder werden zur Taufe getragen und ihnen wird zugesagt „Gott liebt dich, du bist sein Kind!“ Dies sei gerade in schweren Zeiten für Luther ein starker Trost gewesen. Da habe er sich mit Kreide auf den Tisch geschrieben: „Ich bin getauft!“ 

Die Freiheit leben

Erlöst und befreit zu sein, habe für Luther eine Freiheit des Glaubens begründet, die er in einzigartiger Weise auch vorgelebt habe. Diese Freiheit sei bei ihm immer auch in Verantwortung für den Nächsten und die Welt zu gestalten gewesen. „Der Glaube an Christus hat ihm Mut gemacht, seinen eigenen Weg zu gehen und selbst dem Kaiser gegenüber seine Meinung fest zu vertreten. Maßstab und Fundament blieb ihm dabei die Heilige Schrift“, so Klahr. Zu dieser Freiheit gehöre es auch, dass Luther so gerne gesungen und musiziert habe. „Denn wo der Mensch frei ist, da singt er von seiner Freude und seinem Glauben und pfeift sein Lied des Glaubens, dem Teufel zum Trotz“, habe Luther einmal gesagt. 

Die Lutherrose

Von Luther sei auch zu lernen, dass der Glaube Merkzeichen brauche. „Wir Menschen brauchen es im Alltag der Welt, an Christus erinnert zu werden“, sagte Klahr. Luther selbst habe sich mit seinem persönlichen Wappen ein solches Merkzeichen geschaffen. Darin sei das Kreuz Jesu in der Mitte zu sehen, weil sich darauf der Glaube gründe und das Herz des Menschen verwandle. „Luther hat mit diesem Wappen seine Theologie und seinen Glauben beschrieben und es seit 1517 in seinen Druckwerken auch als Markenzeichen genutzt. Heute ist es weltweit noch immer ein Zeichen für die Kerngedanken lutherischer Theologie“, so Klahr.

Reformation feiern in Völlen und Völlenerfehn

Pastor Heino Dirks aus Völlen führte durch die anschließende Gesprächsrunde. Der Posaunenchor der Kirchengemeinde begleitete Lutherlieder.

Zum Abschluss verwies Pastor Dirks auf den Reformationstag in diesem Jahr. Der werde erstmals gemeinsam mit allen Gemeinden der ökumenischen Pfarrkonferenz Westoverledingen miteinander begangen. Dann feiern Lutheraner, Reformierte, Altreformierte, Baptisten und Katholiken den 31. Oktober gemeinsam in der lutherischen Kirche in Steenfelde um 10.30 Uhr mit einem Gottesdienst und anschließendem Mittagessen im Gemeindehaus.

Die Jubiläumwoche wird am Freitag, den 29.09.2017, um 19.30 Uhr in der Peter-und-Paul Kirche Völlen an einem Konzertabend mit dem Chor „Grenzenlos“ und dem Gospelchor „Madrigal“ fortgesetzt. Texte Martin Luthers umrahmen die musikalischen Beiträge.

Am Sonntag, den 1. Oktober, findet ab 11 Uhr ein Festgottesdienst und Gemeindefest in einer leicht mittelalterlichen Atmosphäre rund um das Martin-Luther-Haus in Völlenerfehn statt.