Historikerin Dagmar Freist hält Vortrag vor Publizitischem Beirat in Emden
Die Oldenburger Historikerin Professorin Dagmar Freist hat die Region Ostfriesland als beispielhaft für ihre religiöse Toleranz gelobt.
Seit der Frühzeit der Reformation hätten sich hier unterschiedliche protestantische Lehrmeinungen ausbreiten können, sagte sie in Emden Gastrednerin des Publizistischen Beirats Ostfriesland . Das Gremium begleitet die evangelischen Medien in Ostfriesland und hatte die Chefredakteure der regionalen Medien zu einem Treffen eingeladen, um über das anstehende Reformationsjubiläum zu sprechen.
Die religiöse Toleranz in der Region besonders in dem kleinen Ort Neustadtgödens bei Wilhelmshaven deutlich, verdeutlichte Freist in ihrem Vortrag. Dort lebten gleich fünf Glaubensrichtungen auf engstem Raum miteinander. Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert hätten sich in dem Ort Lutheraner, Reformierte, Mennoniten, Katholiken und Juden angesiedelt und ihre eigenen Gotteshäuser errichtet. Das anstehende 500. Jubiläum der Reformation „bietet die Chance, an die Lebendigkeit des reformatorischen Prozesses zu erinnern und daran anzuknüpfen“, unterstrich die Historikerin. Außerdem zeige die Reformation, dass es möglich sei mit Herausforderungen umzugehen. Das sei auch für die heutige Zeit eine wichtige Vergewisserung.
In der Forschung sei Ostfriesland aufgrund seiner religiösen Vielfalt schon als „El Dorado verschiedener Lehrmeinungen“ bezeichnet worden, sagte Freist. Diese Kritik weise sie jedoch entschieden zurück. Weil sich die Obrigkeit dort weitestgehend aus den konfessionellen Auseinandersetzungen herausgehalten habe, habe sich ein lebendiger Glaube entwickelt, der die theologischen Deutungsangebote nicht leblos nachbete, sondern kreativ im Alltag lebe.
Evangelische Zeitung (mit epd)