Betrachtung zum Sonntag Jubilate von Regionalbischof Klahr
Wir werden aufgefordert, mal nicht zu jammern und zu klagen, sondern zu jubeln. Mal nicht lamentieren und beklagen, wie schlecht die Welt und das Leben doch sind. Nicht nur die Schatten und alles Unvollkommene im Leben und in dieser Welt sehen, sondern in den Jubel einstimmen.
Dabei stellt sich sofort die Frage, wann haben wir eigentlich das letzte Mal gejubelt vor Freude und mit Ausgelassenheit „gejauchzt“, wie Martin Luther das Wort „jubeln“ übersetzt hat?
Das Wort „Jubel“ kommt so in unserem Sprachgebrauch kaum noch vor, höchstens in Begriffen wie „Jubelpaar“, wenn wir zwei Menschen hochleben lassen, weil sie 25 oder 50 Jahre verheiratet sind. Oder im Wort „Jubiläum“. Dabei bejubeln wir mit Lobreden und kleinen Präsenten beispielsweise jemanden, der viele Jahre in einer Firma gearbeitet hat.
Die Aufforderung zum Jubel, die diesem Sonntag den Namen gibt, ist dem Psalm 100 aus der Bibel entnommen. Dort heißt es: „Jauchzet dem Herrn, alle Welt!“
Die Begründung dazu wird gleich mitgeliefert. Wir werden eingeladen zum Jubel, weil Gott uns geschaffen hat, und er sich den Menschen mit seiner Freundlichkeit und seiner Gnade zuwendet.
„So, nun jubelt mal schön!“ Mit einer solchen Aufforderung wird man kaum großen Jubel erzeugen. Jubel und Freude lassen sich nicht einfach befehlen. Aber es lässt sich daran erinnern, wem wir das Leben verdanken. Und manchmal ist es einfach schon gut, mit anderen zusammen in ein Loblied einzustimmen. Das ist dann vielleicht noch kein lautes Jubeln und Jauchzen, aber immerhin der Anfang, sein Leben und alles, was dazu gehört, in einen anderen Zusammenhang zu stellen. Wer Gott lobt, ihm zur Ehre singt und jauchzt, der zeigt damit, dass er sich und sein Leben nicht sich selbst verdankt, sondern es als Geschenk begreift.
Übrigens ist es ein besonders Merkmal christlichen Glaubens, dass wir Gott nicht nur dann loben, wenn alles schön und in Ordnung ist im eigenen Leben und in der Welt. Dann kämen wir womöglich nie zum Jauchzen, sondern es bliebe beim Klagen und Jammern.
Christen stimmen wie die Sänger des 100. Psalms in das Lob Gottes ein, auch wenn es in unserem Leben und in der Welt nicht so ist, wie es nach Gottes Willen sein könnte.
Gott hat mit Jesus Christus längst angefangen, diese Welt und unser Leben zu verändern. Christen jauchzen, weil sie glauben, dass Gottes Gnade und seine Freundlichkeit auch in den Wirren unserer Zeit Bestand haben.
Darum die Ermutigung: „Jauchzet dem Herrn, alle Welt, dienet dem Herrn mit Freuden!“