Das Lied von der Liebe Gottes
Die Regionalbischöfin des Sprengels Ostfriesland-Ems beauftragte nun die junge Pastorin mit dem Dienst der Verkündigung und der Verwaltung der Sakramente Taufe und Abendmahl und segnete sie.
„Sie glauben an die Macht der Liebe Gottes, liebe Frau Uelsmann, und haben sich für diesen besonderen Tag einen Text des Apostels Paulus als Bibelwort gewünscht“, sagte Regionalbischöfin Schiermeyer und predigte über einen Abschnitt aus dem Römerbrief: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Römerbrief, Kapitel 8, Verse 38 und 39)
„Paulus bringt hier zusammen, was wir oft nicht zusammen bekommen. Glaube und Leid. Den Anbruch des Himmelreichs und eine immer noch so unheile Welt“, sagte Schiermeyer. Paulus sei wie ein Nachtvogel gewesen, der immer noch singt, wenn Kälte und Finsternis eigentlich die Kehle verschließen. Einst hörte die Regionalbischöfin solch einen Nachtvogel in kalten Winternächten in der Nähe ihres früheren Pfarrhauses: „Klare und schöne Tonfolgen fielen dann aus den Ästen auf mich herab. Sehen konnte ich den Vogel nie. Aber sein Lied berührte mich. Morgens, wenn schon eine Ahnung von Helligkeit den neuen Tag ankündigte, sang er immer noch – bis die Dämmerung die Nachtschatten vertrieb.“
Wie solch ein Nachtvogel habe auch der Apostel Paulus sein Lied von der Liebe Gottes gesungen trotz aller eigenen Leiderfahrungen durch Traurigkeit, Hunger oder Verfolgung: „Er sang von der überwältigenden und alles überwindenden Liebe Gottes. Er sang heraus, was sein Herz erfüllte und überfließen ließ“, so Schiermeyer.
Dieses Lied von der Liebe Gottes weiter zu geben, sei nun Julia Uelsmann als Pastorin anvertraut. Über die neue Pastorin sagte Schiermeyer, diese schätze die Tradition, aber keinen Traditionalismus. Kirche dürfe und müsse neue Formen finden, die auf das antworten, was die Menschen heute von ihr brauchen.
„Bleiben Sie neugierig!“, ermutigte die Regionalbischöfin die junge Theologin. „Wir brauchen Ihren klaren Blick auf Machtstrukturen und Gewalt in all ihren Formen, ihre Einsicht und Forderung, dass auch der Pfarrberuf Grenzziehungen und ständige Selbstreflexion braucht.“