Frühmorgens in Jerusalem

Nachricht Emden, 15. April 2025

Regionalbischöfin Schiermeyer zum Osterfest

Frühmorgens in Jerusalem. Wir pilgern durch leere Gassen zur Grabeskirche in der Altstadt. Wir fühlen uns wie die Frauen, die am Ostermorgen zum Grab aufbrechen, um Jesus zu salben und noch einmal zu sehen. 

In der Kirche ist es noch ruhig. Wir finden die Grabeskapelle. Sie umschließt ein altes Felsengrab, das seit frühesten Christenzeiten als Jesusgrab verehrt wird. 

Einige warten schon am Eingang, weil sie eine Andacht im Inneren gebucht haben. Schnell ist klar: Wir kommen nicht rein. Wir treten in Verhandlungen mit einem Franziskanermönch. Vergeblich. 

Inzwischen geht die Morgensonne auf. Ihre Strahlen fallen durch die geöffnete Decke direkt auf das Grab. Schön sieht das aus. Auf einmal ist es nicht mehr so schlimm, dass wir nicht hineinkönnen. Was hätten wir denn finden wollen? 

Schon die Frauen haben am Ostermorgen doch nichts gefunden. Sie brauchten einen Engel, der ihnen beibrachte, dass es auf dem Friedhof nichts mehr zum Festhalten für sie gibt. Sie brauchten einen Geistesblitz vom Himmel, um Jesus nicht bei den Toten, sondern bei den Lebenden zu suchen.

Und sie fanden Jesus. Nicht weil sie so suchten, sondern weil er ihnen erschien. Es bleibt ein Geheimnis, was den Frauen und Männern damals widerfuhr. Gerade noch war Jesus von Nazareth komplett gescheitert, seine Jünger kehrten verzweifelt in ihre Heimatorte zurück. Und dann wird es Morgen. Eine Reihe von Osterbegegnungen nimmt ihren Lauf, die die Weltgeschichte für immer verändern. Jesus lebt. Diese Engelbotschaft am Grab klingt durch die Jahrhunderte bis zu uns.

Sie ist so unglaublich, dass auch wir uns nach einem Fingerzeig sehnen, als wir am Grab stehen. Uns aber schickt kein Engel zurück ins Leben, sondern ein gestrenger Mönch. 

Wir treten nach draußen. Halten die Gesichter in die Sonne und begreifen: Jesus wird sich uns nur hier draußen zeigen, mitten im Alltag, mitten im Leben. Das Grab ist leer…

Gesegnete Ostertage wünscht Ihnen
Sabine Schiermeyer, Regionalbischöfin im Sprengel Ostfriesland-Ems