Am 27. August tritt Regionalbischof Dr. Detlef Klahr in den Ruhestand. Ein Gespräch zum Abschied über Struktur, Natur, Kultur. - Ein Text von Ina Wagner
Emden. Er ist ein Theologe mit vielen Aufgaben. Muss man ein strukturiert arbeitender Mensch sein, um alles zu bewältigen? Regionalbischof Dr. Detlef Klahr wiegelt ab. Er schätze sich eher als „erruptiv und innovativ“ ein. Seine Leidenschaft sei die kreative Entfaltung. Strukturiert? Es komme in seinem Alltag meistens doch anders, als man es planen könne.
An diesem frühen Nachmittag scheint die äußere Struktur aber doch zu überwiegen. In den modernen Büro- und Konferenzräumen des Regionalbischofs herrscht eine architektonische Klarheit des Raumes und darin eine Stimmung geordneter Gelassenheit. Klahr zeigt auf zwei
mächtige Schränke, die er aus dem vormaligen Amtssitz in Aurich mitgenommen und aufarbeiten lassen hat. „Massives Holz, ideal geeignet für Aktenordner, sehr praktisch.“ Und so tritt zu der eleganten Schlichtheit der Formen in diesem Arbeitsbereich auch noch Solidität, ja eine gewisse
Zeitlosigkeit hinzu.
Klahr als einen Ästheten zu bezeichnen, dürfte nicht fehlgehen. Zudem liebt er die Natur und speziell Blumen. Den kleinen Garten in seinem Dienstsitz betreut er selber. Frische Blumen auf dem Tisch sind ein Muss. „Irgendetwas blüht ja immer.“
Er spielt Klavier, hat vier Semester Kunstgeschichte studiert und will dieses Studium fortsetzen, sobald er wieder nach Hannover zurückgekehrt ist. Seine Predigtstätte, die Martin-Luther-Kirche, hat er zur Kulturkirche gemacht. Religion und Kultur? „Das ergänzt sich sehr gut“, versichert Klahr. Bilder, Singen, Symbole – das gehört zum Glauben dazu. Da begegnen sich Kult und Kultur. Und die Theologie gründet – neben Medizin und Jura - auf den sieben freien Künsten der Antike. „Der Glaube sucht sich eben seine Gestaltung, und die Sprache des Glaubens ist die Poesie.“
Poesie ist eine ganz große Leidenschaft im Leben von Detlef Klahr. Schon in der Grundschule kam er mit sehr viel Lyrik und Liedern in Kontakt – dank seiner Rektorin, die ihm auch die Vorliebe für Hilde Domin ins Herz pflanzte. Deren Lyrik zitiert Klahr oft auch in seinen Predigten. Und er selber hat sich durch die Beschäftigung mit ihrer speziellen Form von gebundener Sprache anregen lassen, Gedichte zu schreiben, in denen Poesie und Theologie sich berühren.