Das Ardorfer Altarbild von Hermann Buß
Das Ardorfer Altarbild sei ein zeitgenössisches Bild, das die Weite Ostfrieslands aufnehme. „Tief ist den Menschen hier die Landschaft eingeprägt. Sie leben hier mit der Natur und nicht gegen sie“, sagte Klahr und erläuterte, dass damals der Auftrag an den Künstler lautete, ein Altarbild zu schaffen, das unverkennbar nach Ardorf gehöre. Seit 1915 hatte diese Kirche kein Altarbild mehr, weil es an ein Museum gegeben wurde und bis heute nicht auffindbar ist.
Hermann Buß hatte sich für eine Momentaufnahme im zu Ende gehenden Winter entschieden, für kahle Bäume und eine von leichtem Schnee bedeckte Landschaft. Ein Mensch geht allein auf dem Weg durch die Winterlandschaft. Hinter dem grau verhangenen Himmel scheint die Sonne durchzubrechen.
Als sei das Gedicht von Hilde Domin, „Die schwersten Wege werden alleine gegangen“, für den Mittelteil des Altarbildes geschrieben worden, zitierte der Regionalbischof das Gedicht und verknüpfte damit Poesie und Malerei.
Dass das Altarbild ein Osterbild sei, mag das dort abgebildete Osterfeuer andeuten, das in Ostfriesland in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag seine Tradition habe, führte Klahr weiter aus. Im Osterfeuer werden die abgeschnittenen Zweige des vergangenen Jahres verbrannt, ein Neuanfang werde möglich.
Für den Neuanfang stehe Christus. Er trage der Welt Sünde und sei hier symbolisch in einem geschorenen und verwundeten Schaf dargestellt.
In jedem Gottesdienst halte sich die christliche Gemeinde die Osterhoffnung vor Augen. Jeder Gottesdienst sei ein kleines Osterfest, so Klahr.
Im Gottesdienst rufe die Gemeinde Gott an: „Herr, erbarme dich“. Darin schließe sie alles Leid dieser Welt mit ein, auch das persönliche. Dieses Leid sei in den Tränen, dem Schmerz und dem Leid von Menschen zu sehen, die während des Zweiten Weltkriegs in der Region Wittmund in Lagern für Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene waren und hier abgebildet sind.
Im unteren Bereich zeigt das Altarbild ein Schiff. Es liegt aber mit einem Leck an Land. Damit sei es auch Sinnbild für die christliche Gemeinde, die ebenfalls in Not kommen könne. Die kleine brennende Flamme in dem Schiff könne als Hinweis auf den Heiligen Geist verstanden werden. Gottes Geist schaffe immer wieder Neuanfang und Leben, so Klahr.
Im oberen Teil des Altarbildes deuten weiße Kondensstreifen auf hellblauem Himmel und eine Anflugbefeuerung am Boden auf den nahegelegenen Militärflugplatz Wittmundhafen. „Wir Menschen brauchen im Leben dringend Orientierungszeichen“, sagte der Regionalbischof und sieht dort ein Kreuz in T-Form angedeutet, Zeichen für Demut und Erlösung. An diesem Kreuz Christi orientiere sich die Gemeinde. „Kreuz und Auferstehung gehören im Glauben immer zusammen.“