„Überraschung gelungen“, hieß es im Ostfriesischen Landesmuseum Emden, als die 90 Besucherinnen und Besucher ein eigenes Exemplar eines Heftes zu den Passionsbildern von Hans II van Coninxloo in den Händen hielten. Regionalbischof Dr. Detlef Klahr hatte diese Überraschung für die zweite Passionsandacht angekündigt.
Regionalbischof Klahr ein Heft zu den zehn noch erhaltenen Passionsbildern herausgegeben. Dieses Heft zeigt nicht nur die Bilder, sondern bietet auch mit Texten des Regionalbischofs einen kurzen Einblick in die dort abgebildete biblische Geschichte. Für diejenigen, die die Bibelgeschichten zum Leidensweg Jesu ausführlich lesen möchten, ist der Bibeltext mit abgedruckt. Ein kunstgeschichtlicher Aufsatz von Professor Dr. Karl Arndt, der über viele Jahre hinweg die Passionsandachten auch selbst mitgestaltete, bietet Informationen zum Künstler und zu den Bildern.
Regionalbischof Klahr freute sich sehr, dass dieses Format der Passionsandachten als Dialog von Kunst und Kirche nun 15 Jahre Bestand hatte. Anfangs war an eine einmalige Durchführung gedacht. Die erste Andachtsreihe widmete sich dem Coninxloo-Zyklus. Es sollten in den Andachten auch Kunstwerke aus dem Landesmuseum in den Blick genommen werden. Die in den Andachten gesammelten Kollekten ermöglichten eine Restaurierung aller zehn Bilder bis 2021.
Im Anschluss an die Andacht konnten die zehn Bilder aus dem Passionszyklus vor Ort in der Gemäldegalerie besichtigt werden.
Museumsdirektorin Jasmin Alley sprach in ihrer Begrüßung im Foyer des Landesmuseums Regionalbischof Klahr und Dr. Annette Kanzenbach, Kunsthistorikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Ostfriesischen Landesmuseum Emden, ihren Dank aus. Beide hätten 15 Jahre lang die Passionsandachten miteinander geplant und durchgeführt. Besonders freute sie sich darüber, dass der Regionalbischof damals auf das Landesmuseum mit dieser Idee zugekommen sei. Auch dankte Alley Dr. Wolfgang Jahn, der dieses Format bis zum Eintritt in seinen Ruhestand vor zwei Jahren als Museumsdirektor unterstützte und die kommende Passionsandacht noch einmal mitgestaltet.
Der Leidensweg Jesu zeige auch seine Leidenschaft, mit der Jesus für eine Transformation der Menschen stünde. Jesus habe sich für seine Botschaft mit Leidenschaft eingesetzt, sagte Alley
Die zweite Passionsandacht wurde gestaltet von der Journalistin und Autorin Silke Arends, Pastor Wolfgang Ritter und Robert Willms an der Gitarre.
Der Bilderzyklus sei eine zeitnahe Umsetzung einer Kupferstichvorlage von Hendrick Goltzius, erläuterte Silke Arends. Hans II van Coninxloo habe die ursprünglich zwölf Bilder im Auftrag der Grafenwitwe Katharina von Wasa um 1600 für die Emporenbrüstung in der Schloßkapelle der Berumer Burg gemalt. Davon sind noch zehn erhalten, die Henri Nannen für das Ostfriesische Landesmuseum Emden erwarb und der 1820 gegründeten „Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer“, einem der Träger des Museums, als Jubiläumsgeschenk übergab.
„Bilder können erzählen. Sie können sprechen. Und diese vermögen es in besonderer Weise zu tun“, sagte Arends über diese Bilderreihe.
Das Bild, das an diesem Abend im Mittelpunkt stand, zeigt die Gefangennahme Jesu in ihrer Brutalität. Die theologische Auslegung hatte Pastor Wolfgang Ritter von der Erlöser-Gemeinde Borssum übernommen. Dabei ging Ritter auf die Aktualität der dazugehörigen Bibelstellen ein.
Nachdem die Kollekten der vergangenen beiden Jahre in der Zeit der Pandemie für soziale Zwecke bestimmt waren, wird nun für die Restaurierung eines weiteren Gemäldes im Landesmuseum gesammelt, für den Christuskopf des Emder Malers Tjarko Meyer Cramer. Um 1803 kopierte er in sehr guter Ausführung einen Christuskopf nach dem Gemälde des italienischen Malers Annibale Carracci (1560-1609) in der Dresdner Gemäldegalerie. Das Dresdner Gemälde ist heute verschollen. Das Emder Gemälde ist zugleich eines der ersten Werke in der Sammlung von 1820dieKUNST. Es zeigt deutliche Schäden, die wohl auf die Auslagerung im Zweiten Weltkrieg zurückgehen. Deshalb konnte es noch nicht wieder gezeigt werden. Es soll restauriert und wieder ausstellungsfähig gemacht werden.
Die diesjährigen Passionsandachten in Emden stehen unter dem Motto „Sehnsucht nach Frieden“. Während der Passionszeit laden das Ostfriesische Landesmuseum Emden, der Sprengel Ostfriesland-Ems und die lutherischen Kirchengemeinden Emdens vom 22. Februar bis zum 29. März jeden Mittwoch um 18.15 Uhr zu den Passionsandachten in das Ostfriesische Landesmuseum Emden ein.
Die nächste Andacht am 8. März gestalten Museumsdirektor i.R. Dr. Wolfgang Jahn, Pastorin Vera Koch und Marc und Marie Waskowiak (E-Piano und Querflöte) zum Thema „Macht und Wahrheit“. Dabei steht das Bild „Christus vor Pilatus“ im Mittelpunkt des Abends.
Silke Arends, Journalistin und Autorin
Pastorin Vera Koch, Johannesgemeinde Emden und Ev.-luth. Kirchengemeinde Loquard
Musik: Marc Waskowiak (E-Piano) und Marie Waskowiak (Querflöte)
Bild: Hans II van Coninxloo, Christus vor Pilatus
Bibeltext: Johannes 18,28-40
Evelina Peuser-Broeker, Museumspädagogik, Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Pastor Christoph Jebens, Martin-Luther-Kirchengemeinde Emden
Musik: Landesposaunenwart Hayo Bunger (Posaune) und Kantor Marc Waskowiak (E-Piano)
Bild: Hans II van Coninxloo, Die Geißelung Christi
Bibeltext: Johannes 19,1-5
Ilse Frerichs, Museumspädagogin, Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Pastor Heiner Dorkowski, Johannesgemeinde Emden
Musik: Brigitte Höhn (E-Piano) und Daniele Dammert (Gesang)
Bild: Hans II van Coninxloo, Die Kreuzigung
Bibeltext: Johannes 19,16-37
Dr. Annette Kanzenbach, Kunsthistorikerin, Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Regionalbischof Dr. Detlef Klahr, Sprengel Ostfriesland-Ems
Musik: Dorothea Ohly-Visarius (Gesang) und Matthias Visarius (E-Piano)
Bild: Hans II van Coninxloo, Die Grablegung
Bibeltext: Johannes 19,38-42
