„Zukunft Land – das Wir im Blick“

Nachricht Hinte, 22. August 2023

Regionalbischof Klahr beim Kreislandfrauentag in Hinte

„Einen Deich baut man nicht allein“, sagte Regionalbischof Dr. Detlef Klahr in seinem Vortrag beim Kreislandfrauentag in Norden und veranschaulichte mit diesem Bild das Thema der Aktionstage des Deutschen Landfrauenverbandes „Zukunft Land – das Wir im Blick“. 

Auf Einladung des Kreislandfrauenverbandes Norden-Emden kam Regionalbischof Dr. Detlef Klahr ins Hotel Novum nach Hinte und hielt den Festvortrag. Von April bis Oktober laden die Landfrauenvereine in diesem Jahr deutschlandweit zu dieser Thematik ein und nehmen dabei die Bedeutung des Ehrenamtes und die Zukunftsgestaltung des Landes in den Blick.

„Zukunft Land – das Wir im Blick“ sei ein ermutigendes Motto. „Ich möchte es so zusammenfassen: Weites Land und weiter Blick. Das ist Ostfriesland, wie wir es kennen und lieben“, sagte Regionalbischof Klahr. Die Zukunft werde bereits in der Gegenwart gestaltet, so wie es mit der Landgewinnung und dem Schutz des Landes durch die Deiche gerade hier in Ostfriesland offensichtlich sei. 

Die Landfrauen stünden mit 450.000 Mitgliedern als größte organisierte Frauenbewegung in Deutschland für das gemeinschaftliche Gestalten des ländlichen Raums. „Mir war es immer eine Freude, bei den Landfrauen zu Gast zu sein“, sagte der Regionalbischof und sprach den rund 90 Anwesenden aus den sechs Ortsvereinen Brookmerland, Dornum, Emden, Leezdorf, Norden und Krummhörn ein großes Dankeschön aus für alle Begegnung und alles Miteinander. Er habe die Gelegenheit gerne genutzt, seinen letzten öffentlichen Vortrag fünf Tage vor seiner Verabschiedung in den Ruhestand im Kreise der Landfrauen zu halten.

Der Landfrauenverband blicke auf eine 75-jährige Erfolgsgeschichte zurück, in der er sich für die Bildung und die Rechte der Frauen eingesetzt habe, so Klahr. „Hier kommen Frauen aus unterschiedlichen Berufen und mit ihren Gaben zusammen, um die ländliche Region zu schützen und zu gestalten.“ 

Biene als Erkennungszeichen

Die Biene als Erkennungszeichen stehe für Fleiß und Ausdauer. „Landfrauen erlebe ich als hochengagiert und vernetzt“, freute sich Klahr.
„Die Bedrohung der Bienen aber sei für die Landwirtschaft und für unser Leben auf dem Land nicht unbedeutend“, so Klahr. Vermehrt seien nun für sie Blühstreifen angelegt worden.

Die Zukunft und auch die  Gemeinschaft würden in der Gesellschaft als bedroht erfahren. „Wie sieht die Zukunft in  unserem Land aus und wie ist es mit dem Zusammenhalt der Menschen?“, seien Fragen, die sich in dieser Zeit aufdrängten.

Kaum ein Bereich habe in den letzten Jahren wohl mehr den Druck zur Veränderung gespürt wie das Leben der Landwirte, sei es durch wirtschaftliche Nöte, ökologische Zwänge, Klimaherausforderungen oder Ernährungsveränderungen. Gleichzeitig sei eine Verklärung des Lebens auf dem Lande festzustellen, wie es unterschiedlichste Zeitschriften zum Ausdruck brächten.

Das „Wir“ im Blick behalten

Es sei wichtig, das „Wir“ im Blick zu behalten. Das könne Kraft entfalten. Gesellschaftliche Herausforderungen seien nur mit einem gemeinsamen Hoffnungsbild zu meistern. Davon erzähle bereits die biblische Geschichte von Mose, der sein Volk 40 Jahre mit der Verheißung eines gemeinsamen Zieles durch die Wüste geführt habe. 

Zukunft kommt auf uns zu

Der amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King habe sich am Vorabend seiner Ermordung auf diese Bibelgeschichte berufen. Er habe in das gelobte Land der Gleichberechtigung und Gerechtigkeit sehen dürfen. Er sei sich sicher gewesen, das diese Zukunft komme, auch wenn er sie selbst nicht mehr erleben durfte, so Klahr. Das Wort „Zukunft“ bringe zum Ausdruck, dass etwas auf uns zukomme.

„Wer sich auf die Verheißung Gottes verlässt und an die Zukunft glaubt, bekommt die Kraft, die Gegenwart zu gestalten“, ist der Regionalbischof überzeugt. Dr. Klahr ermutigte dazu, neuen Wegen zu vertrauen. Gott selbst komme auf ihnen entgegen, denn die Zukunft sei sein Land. 
 

Ehrenamtliches Engagement

Besonders in den Blick nahm der Regionalbischof auch das Engagement der Ehrenamtlichen. Eine Studie zum Ehrenamt in Kirche und Gesellschaft habe gezeigt, dass das ehrenamtliche Engagement in den letzten 20 Jahren nicht weniger geworden sei. Im Gegenteil. Es sei aber eine Verschiebung festzustellen. Man mache mit, aber nicht mehr so dauerhaft wie früher und man sei nicht mehr so schnell bereit, in Leitungsämtern mitzuwirken. Das Ehrenamt werde älter und kürzer: Die Menschen, sie sich engagieren, würden älter und sie machten kürzere Zeit mit. Das Engagement sei nicht mehr dauerhaft, sondern eher projektorientiert. 

Wenn man Ehrenamtliche gewinnen wolle, dann ohne über das zu jammern, was früher einmal war und heute nicht mehr ist. Auch solle man nicht für andere etwas planen, sondern mit ihnen und immer mit Respekt vor der Situation, wie sie heute ist.

Ehrenamtliche ehren

Aus dem Amt ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern, die mindestens zehn Jahre im Vorstand der Landfrauen tätig waren, wurde in besonderer Weise gedankt. Die Ehrung erfolgte durch den Kreislandfrauenverband Norden-Emden und durch Präsidentin Ina Janshen vom Landfrauenverband Weser-Ems. Gerda Bachmann vom Landfrauenverein Krummhörn wurde für ihre zehnjährige Tätigkeit als Schriftführerin gedankt und Therese Janssen für 27 Jahre als stellvertretende Vorsitzende (1996 bis 2003) und 1.Vorsitzende (2003 bis 2023) im Landfrauenverein Dornum.

Die Vorsitzende des Kreislandfrauenverbandes Norden-Emden, Luise Oldewurtel, dankte Regionalbischof Klahr in besonderer Weise mit der Verleihung der Biene als Anstecknadel aus dem Aktionspaket der diesjährigen Aktionstage. Dies sei ein Zeichen seiner großen Verbundenheit mit den Landfrauen. Regionalbischof Klahr sei vielen Landfrauen durch seine inspirierenden und lebendigen Vorträge bekannt, so Oldewurtel.

Luise Oldewurtel freute sich, dass der Kreislandfrauentag nun wieder wie gewohnt stattfinden konnte, Pandemie bedingt nach vier und nicht wie üblich nach drei Jahren. In der Zeit der Pandemie habe man neue Wege der Kommunikation genutzt und sei digital vernetzt gewesen, doch könnten die digitalen Treffen die persönlichen Kontakte und gemeinsamen Veranstaltungen nicht ersetzen. 

Die musikalische Gestaltung des Nachmittags lag bei der Sängerin Ramona Glöij aus Dornum. 
 

Grußworte

Die Präsidentin des Landfrauenverbandes Weser-Ems, Ina Janshen, würdigte die Arbeit der Ortsvereine und stellte das Ehrenamt als tragende Säule im ländlichen Raum heraus. Dies werde durch die Landfrauen mit Seminaren und Veranstaltungen gefördert. Janshen lud zum Fachtag zum Thema Ehrenamt „Gestärkt aus der Krise“ am 3.11.2023 nach Oldenburg ein.

Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Aurich, Frauke Jelden, überbrachte die Grüße von Landrat Olaf Meinen und machte darauf aufmerksam, wie wichtig es nach wie vor sei, sich für die Interessen von Frauen einzusetzen. „Frauen müssen auf den Wahlzettel!“, ermutigte sie die Frauen, politisch aktiv zu sein.

Maren Ziegler sprach den Dank des Landvolks an die Landfrauen aus für viele gemeinsame Veranstaltungen. „Wir können zeigen, dass das Ehrenamt etwas Schönes ist. Man erweitert seinen Horizont und setzt sich für die Region ein“, so Ziegler.