Farben aus Wörtern herauslesen

Nachricht Leer, 30. Oktober 2021

Eröffnung der Wanderausstellung „…noch bist du da“ mit Bildern des Künstlers Uwe Appold in Leer

Regionalbischof Dr. Detlef Klahr und der Künstler Uwe Appold eröffneten die Ausstellung „…noch bist du da“ in der Lutherkirche in Leer. Von dem 20-teiligen Bilderzyklus sind zwölf Gemälde mit den dazugehörigen Gedichten bis zum 25. November zu sehen. 

„Von Anbeginn unseres Lebens lernen wir, mit unseren Händen zu greifen und wollen alles festhalten. Doch ebenso müssen wir lernen, unsere Hände zu öffnen und die Dinge auch wieder loszulassen“, sagte Regionalbischof Klahr.  Mit zwei Handbewegungen führte Dr. Klahr den rund 65 Gästen, die zur Vernissage gekommen waren, vor Augen, worum es in dieser Ausstellung geht. Sie handle von der Begrenztheit des Lebens und vom Loslassen, sagte der Geistliche in seinem kurzen Vortrag.

Auch die Bibel halte Bilder dafür bereit und bedenke die Sterblichkeit des Menschen, sei es in ihrer Weisheitsliteratur oder in den Psalmen. Es gehöre zur Weisheit, über die Endlichkeit nachzudenken. Und die Gebete seien als Sprache des Glaubens immer auch Poesie, verdichtete Sprache. 
 

„Streichle mich, wie eine junge Meise“

In dem Dialog zwischen Regionalbischof und Künstler erfuhren die Anwesenden einiges über die Entstehung der Gemälde. „Abschiednehmen habe auch mit Zärtlichkeit zu tun“, sagte der Künstler, als Regionalbischof Klahr aus dem Gedicht „Abschied“ von Hugo Ball den kleinen Ausschnitt „streichle mich wie eine junge Meise“ präsentierte und den Künstler danach fragte, was die von ihm ausgesuchten Gedichte miteinander verbinde. In all den Texten werde von der Liebe gesprochen, sagte Appold. „Von den 60 Gedichten, die mir während der Corona-Zeit dabei halfen, mich mit dem Thema der Vergänglichkeit, mit Abschiednehmen und Sterben auseinanderzusetzen, habe ich mich für diese 20 Texte entschieden, weil ich in ihnen den roten Faden der Liebe finde“, antwortete der 79-Jährige.

„Als Jugendlicher sah ich Farben, wenn ich Töne hörte. Ein hohes Fis war quietsch-gelb. Bei Gedichten geht es mir so, dass ich Farben aus Wörtern herauslese.“ Jedes Gedicht habe für ihn eine Leitfarbe.

Sie wurde zur Grundfarbe auf der Leinwand, auf die dann der schwarz gefärbte Sand der Ostsee aufgetragen werde, erläuterte der Künstler sein Vorgehen. Durch Schwarz könne dann die farbige Botschaft des Grundtons im Bild ihre Wirkung entfalten. Schwarz sei für ihn eine Lebensfarbe, in der Tradition des Barock eine Farbe der Freude und des Überflusses, sagte Appold, als er gefragt wurde, warum dieser Bilderzyklus durchgängig schwarz gestaltet sei.

„…noch bist du da“

Der Titel der Ausstellung „…noch bist du da“, ist einem Gedicht von Rose Ausländer entnommen. Regionalbischof Klahr wies darauf hin, dass gerade in diesem Jahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gedacht werde und freute sich darüber, dass das achtköpfige GoldsaxEnsemble unter der Leitung von Uwe Heger mit dem Vortrag jüdischer Lieder musikalisch in diese Ausstellung einführte.

Die Ausstellung eröffnet Begegnungsräume

„Das Gespräch geht weiter“, sagte Ralph Knöfler in seiner ersten Veranstaltung als Stadtpastor in Leer und verwies auf das umfangreiche Begleitprogramm mit zehn Veranstaltungen. Es wird fortgesetzt am 4. November um 16 Uhr mit einer Schreibwerkstatt mit der Initiatorin der Ausstellung, mit Dr. Katharina Rogge-Balke vom Haus kirchlicher Dienste in Hannover, und Harald Schilbock. 
Am 13. November wird von 9 Uhr bis 17 Uhr zu einem Mal-Workshop mit dem Künstler eingeladen und am 14. November hält Regionalbischof Dr. Detlef Klahr die Predigt im Rahmen der Ausstellung zum Volkstrauertag. 

Das Begleitprogramm zur Ausstellung wird vom Künstler und Referenten aus der Landeskirche Hannovers gestaltet und durch weitere Veranstaltungen der diesjährigen Herbstakademie der Stiftung Lutherkirche Leer ergänzt. Der Eintritt ist frei: 

Montag, 15.11.2021, 19.00 Uhr: Kriegsenkel. Lesung mit Sabine Bode 

Mittwoch, 17.11.2021, 19.00 Uhr: „Der Krieg in mir“. Ein Film von Sebastian Heinzel. Im Anschluss steht der Regisseur zum Gespräch zur Verfügung.

Freitag, 19.11.2021, 16.00-19.00 Uhr: Ein Workshop zum Thema Abschiednehmen mit Pastorin Anita Christians-Albrecht (Altenseelsorge, Zentrum für Seelsorge Hannover) und Pastorin Inken Richter-Rethwisch (Besuchsdienst, Haus kirchlicher Dienste Hannover) 

Sonntag, 21.11.2021, 10.00 Uhr: Gottesdienst am Ewigkeitssonntag mit Verlesen der verstorbenen Gemeindeglieder, Pastor Christoph Herbold mit Jugendlichen

Donnerstag, 25.11.2021, 19.00 Uhr: „Kriegskinder und Kriegsenkel – Zwei, die es schwer miteinander hatten und doch aufeinander angewiesen bleiben“. Vortrag von Michael Schneider

Die Ausstellung ist als Wander-Ausstellung in allen sechs Sprengeln der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers zu sehen: In Hannover und Leer, im Jahr 2022 in Buxtehude, Celle, Osnabrück und Hildesheim. 
Förderer sind die Hanns-Lilje-Stiftung, die Klosterkammer Hannover und der Versicherer im Raum der Kirchen. 

Die Ausstellung, die Gottesdienste und die Veranstaltungen finden gemäß der jeweils aktuellen Corona-Schutzverordnung statt. Der Eintritt ist frei.

Öffnungszeiten der Ausstellung vom 30. Oktober bis 25. November 2021 in der Lutherkirche Leer, Patersgang 1, montags bis freitags 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr und nach Verabredung. 
 

Anmeldungen zu den Veranstaltungen bitte an Stadtpastor Ralph Knöfler per Mail oder Telefon unter: Ralph.Knoefler@evlka.de und 0177-8019504.

Anmeldungen zu den Gottesdiensten sind auf der Homepage der Lutherkirchengemeinde Leer möglich.