Andacht zum Sonntag "Rogate" von Regionalbischof Klahr
Es ist lange her, da bekam ich eine Postkarte zugeschickt. Auf der Vorderseite war eine brennende Kerze zu sehen und hinten stand geschrieben: „Ich habe für Dich in der Kirche eine Kerze angezündet und für Dich gebetet.“ Mich hat das sehr berührt.
Schön zu wissen, jemand hat an mich gedacht und für mich gebetet. Das tut gut. Oft wissen wir gar nicht, wie sehr andere Menschen an uns denken und sogar für uns zu Gott beten. Und doch trägt uns womöglich dieses Gebet und vielleicht wächst uns dadurch Kraft zu und wir ahnen nicht einmal, woher diese Kraft kommt.
Viel zu selten sagt uns jemand oder wir anderen: „Ich bete für Dich!“ Meistens sagen wir dann eher: „Ich denke an Dich!“ Aber eigentlich ist das gar nicht so weit von dem entfernt, für einen anderen Menschen zu beten. Dann denkt man ja auch an diesen Menschen und betet für ihn zu Gott. Um Hilfe, um Begleitung oder Bewahrung, um Gesundheit, oder um Kraft in schweren Zeiten.
Manchmal sage ich zu anderen, die mir von einer bevorstehenden Prüfung, einer schweren Entscheidung oder einem wichtigen Termin erzählen: „Ich drücke Dir die Daumen!“ Eigentlich will ich damit auch nur sagen, dass ich an den anderen denke. Ganz fest, so wie ich eben die Daumen drücke. Und wenn ich das tue, ist das auch eine Form des Gebetes. Gott weiß ja, was ich denke und zu wem ich hindenke. Und Gott weiß ja, was der andere jetzt dringend braucht. Wer die Hände zum Beten faltet, der drückt die Daumen!
Dieser Sonntag trägt den Namen „Rogate“, das heißt „Betet!“ Ein Aufruf und eine Ermutigung zum Beten will dieser Sonntag sein. Jesus hat immer wieder zum Gebet ermutigt und es selbst auch praktiziert. „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört“, so sagte er zu Petrus im Evangelium (Lukas 22,32)
Jedes noch so kleine Gebet zeigt, dass unser Leben eine Perspektive hat, die über das Alltägliche und selbst den Tod hinausreicht, weil Gott seinen weiten Himmel über uns offen hält. Wenn wir beten, dann setzen wir unser Leben und das anderer unmittelbar mit Gott in Beziehung. Ganz gleich, wie es uns geht, oder wie die Situation gerade sein mag, in der wir beten.
Es tut immer gut zu wissen, da betet jemand für mich und ich kann auch für andere beten.
Wäre doch schön, wenn wir sagen oder schreiben können: „Du, ich habe für Dich ein Licht angezündet und für Dich gebetet!“