Regionalbischof Klahr eröffnete Chagall-Ausstellung in Emden
Ein langer Beifall folgte der anschaulichen und frei gesprochenen Einführung von Leihgeberin Christa Kraemer in die Chagall-Ausstellung, die zwei Monate lang in der Martin-Luther-Kirche Emden zu sehen ist. Die 24 Farblithographien aus dem Exodus-Zyklus schildern den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten und dessen Befreiung.
Darüber predigte auch Regionalbischof Dr. Detlef Klahr im Gottesdienst, den er zur Ausstellungseröffnung hielt. „Gott ist ein Befreier. Es wäre schön, wenn Sie mit dieser Erkenntnis aus der Kirche gingen“, wünschte sich Klahr.
Auch wenn heute niemand einen brennenden Dornbusch sähe, wie Mose das vor 3000 Jahren bei seinem Auftrag durch Gott erlebte, könne jeder Mensch eine solche Befreiung durch den Glauben erfahren, sagte der Regionalbischof. Der jüdische Maler Marc Chagall habe von dieser Kraft gewusst und den „mitgehen-den Gott“ gekannt. Die Erinnerung an den 40 Jahre währenden Befreiungskampf des jüdischen Volkes mit Bildern der alten Erzählungen sei wichtig.
Christa Kraemer beleuchtete zunächst den Lebensweg Chagalls – vom Judenjungen bis hin zum bedeutenden Künstler, der 1985 im Alter von 97 Jahren starb. Die 92-Jährige aus Neuenwalde (Landkreis Cuxhaven) war bis zu ihrer Pensionierung Kirchenmu-sikerin an der Kreuzkirche Bremerhaven. Von einem Pastor, der Chagall-Fan gewesen sei, habe sie sich in der Begeisterung für den Maler anstecken lassen und nach und nach die Bilder ge-sammelt, erzählte sie nach der Eröffnung im Gespräch. In vielen Ausstellungen, auch in so mancher Kirche, sei der 1966 gedruck-te Zyklus schon zu sehen gewesen.
„Bilder malen, wie sie die Welt noch nie gesehen hat“, dieses Ziel habe er sein Leben lang verfolgt, sagte Christa Kraemer in ihrem Vortrag über Chagall. Der im heutigen Weißrussland Geborene sei viel gereist und habe auch in Russland, Frankreich und den USA gelebt. Immer wieder habe es ihn nach Paris gezogen. Von besonderer Bedeutung sei für ihn eine Reise nach Palästina ge-wesen. „Er wurde immer stolzer darauf, Jude zu sein“, sagte die Rednerin. Juden hätten seinem Verständnis nach den Auftrag, auf besondere Art und Weise darauf hinzuweisen, dass Gott der Herr der Welt und der Zeit sei.
Bekannt sei Chagall für seine besonderen Farbkompositionen, erklärte Kraemer. Nähme man die wie gemalt wirkenden Bilder aus den Rahmen, wären die verschiedenen Druckschichten zu finden. Eine Leidenschaft habe der Künstler auch für die Geo-metrie gehabt. Bei aller Fantasie seien strenge Konstruktionen wie die diagonale Aufteilung in die Bilder eingeflossen. Bei den Radierungen habe Chagall es zur Meisterschaft gebracht. Als „toller Arbeiter“ habe er den Druck seiner Bilder akribisch über-wacht. Die Motive sollten Menschen zum Nachdenken anregen. „Warten Sie geduldig darauf, bis ein Bild Sie anspricht“, empfahl die Leihgeberin den Besucherinnen und Besuchern. Unter Be-rücksichtigung der Corona-Schutzmaßnahmen waren zahlreiche Interessierte zur Eröffnung gekommen.
Herzlichen Dank dafür, dass Christa Kraemer der Kulturkirche Martin-Luther den Zyklus kostenlos zur Verfügung stellte, sagte ihr die Kirchenvorstands-Vorsitzende Hille Hunger und überreich-te ein Tee-Geschenkpäckchen. Das wurde ebenso mit Beifall bedacht wie die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes von Kantor Marc Waskowiak (Orgel, Klavier, Gesang) und dessen Tochter Lea (Violine,Gesang).
Neben dem Exodus-Zyklus von Marc Chagall sind Bilder aus der Ostfriesland-Haggadah der Künstler Ricardo Fuhrmann und Da-niel Jelin zu sehen. Die Ausstellung kann bis zum 26. September jeweils dienstags bis freitags von 15 bis 17 Uhr, sonnabends von 11 bis 13 Uhr und sonntags nach dem Gottesdienst besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.