Was uns verbindet

Nachricht Emden, 31. Oktober 2020

Ökumene am Reformationstag in Emden

Unter dem Thema „Was uns verbindet“ feierte die Ökumene Emdens am Reformationstag einen gemeinsamen Gottesdienst in der Martin-Luther-Kirche. „Verbunden sind wir durch Christus und das gemeinsame Bekenntnis zu ihm, verbunden sind wir alle durch Gottes Liebe“, sagte Regionalbischof Dr. Detlef Klahr, und er betonte, wie gut es gerade jetzt tue, ein Band der Verbundenheit zu spüren oder gar zu knüpfen.

Geist der Geschwisterlichkeit und Solidarität

„In einer Zeit, die uns entgleitet, in einer Gesellschaft, die immer mehr in Einzelteile zu verfallen droht, ist es besonders wichtig, den Geist der Geschwisterlichkeit und der Solidarität im ökumenischen Miteinander zu leben.“ Gerade in Emden, die als erste Stadt den Titel „Reformationsstadt Europas“ erhalten hatte, könne erlebt werden, wie gesellschaftliches und kirchliches Leben eng miteinander verbunden seien. Als sichtbares Zeichen dieser Verbundenheit hatte der Regionalbischof Oberbürgermeister Tim Kruithoff eingeladen, ein Grußwort zu sprechen. 

Der Gottesdienst fand unter strenger Berücksichtigung der Corona-Schutzmaßnahmen statt.

Oberbürgermeister spricht zum Reformationstag

In diesem herausfordernden Jahr 2020 sei der Leitsatz „Was uns verbindet“  aktueller denn je, sagte Kruithoff. „Der Reformationstag ermutigt uns, uns zu prüfen und gemeinsam etwas zu verändern. Er fordert uns auf, gemeinsam füreinander einzustehen und zusammenzuarbeiten – nicht zu spalten.“ Dieser Tag lade nicht nur dazu ein, sich mit einer welthistorisch bedeutsamen Epoche zu beschäftigen, sondern gerade auch existentielle Fragen der Gegenwart in den Blick zu nehmen. Als Oberbürgermeister sei er glücklich, dass es gelinge, in Emden als „Reformationsstadt Europas“ diesen Titel mit Leben und Inhalt zu füllen. 
Der Oberbürgermeister zeigte sich von dem Miteinander und der Achtsamkeit der Emder beeindruckt, als zu Beginn der Pandemie im März 600 Menschen dem Aufruf #emdenhilft folgten, um Botengänge zu übernehmen oder eine Ersatztafel aufzubauen. Physische Distanzierung und zugleich soziale Annährung seien möglich. „Seien wir anderen gegenüber offen und achten wir aufeinander – auch mit Abstand“, ermutigte der Oberbürgermeister.
Kruithoff wünschte sich, die Reformation als Denkanstoß zu nehmen – auch in dieser Pandemie: „Nehmen wir sie als Anlass, wieder gemeinsam für etwas und andere einzustehen.“
Am letzten Tag seines ersten Amtsjahres hielt Kruithoff Rückblick. Er sprach sehr persönlich darüber, dass es ihm viel bedeute, gerade an diesem Tag in der Martin-Luther-Kirche zu sein. Politik sei ein Mühen um Gerechtigkeit und schaffe die Grundvoraussetzung für Frieden, so Kruithoff.

Ökumenische Predigt

In ihrer gemeinsamen Predigt betonten die drei Theologen, Regionalbischof Dr. Detlef Klahr (evangelisch-lutherisch), Pastor Holger Veddeler (evangelisch-reformiert) und Pfarrer Jörg Buß (römisch-katholisch) das Bekenntnis zu Christus als das Verbindende. Christus selbst habe in der Taufe die Christen miteinander verbunden. „Das Wasser der Taufe sprudelt als Quelle der Liebe Gottes im Leben eines jeden Christen“, sagte Buß und betonte, die Einheit der Kirche sei von Christus vorgegeben. 
Pastor Holger Veddeler stellte den Glauben an Jesus Christus als das höchste Maß an Verbindlichkeit und zugleich höchstes Maß an Offenheit und Freiheit heraus. „Indem ich allein an Christus gebunden bin, erfahre ich geschenkte Freiheit, die sich ausdrückt in der Verantwortung mir und meinem Nächsten gegenüber. Wir haben die Freiheit zur Verantwortung und diese sind wir der Gesellschaft schuldig“, so Veddeler.
„Dass Christus sich zu uns bekennt, gibt uns eine Würde, die uns sonst niemand geben kann“, stellte Regionalbischof Klahr als weiteren Aspekt heraus. „Das zu wissen verändert unser Leben und unseren Blick auf andere Menschen. Wem Würde zugesprochen ist, der setzt sich dafür ein, dass auch andere in Würde leben können. Weil Gott uns achtet, können wir auch anderen mit Respekt und Rücksicht begegnen“, so Klahr.
 

Musikalische Gestaltung

Den Predigttext aus dem Matthäusevangelium (10,26b-33) las Pastorin Dr. Hannegreth Grundmann, die Pressesprecherin des Regionalbischofs, vor und wurde dabei von Kantor Marc Waskowiak mit eigenen Improvisationen an der Orgel begleitet.
Gemeinsam mit Landesposaunenwart Hayo Bunger (Posaune) gestaltete Marc Waskowiak am Klavier, an der Orgel und mit Gesang den Gottesdienst musikalisch. 

Harfe im Gottesdienst

Ein besonderer Höhepunkt bildeten die Musikstücke, mit denen die Harfenistin Gerdie Broeksma vom Landestheater Detmold die rund 95 Gottesdienstbesucher erfreute.

Die Harfenistin Gerdie Broeksma stammt aus den Niederlanden und studierte in Groningen, Utrecht und Rotterdam. 1995 bekam sie ein Stipendium, um für drei Monate in Hamburg studieren zu können. Während ihres Studiums nahm sie an Meisterkursen in den Niederlanden, Frankreich und Italien teil und war Preisträgerin verschiedener Wettbewerbe. Neben ihren solistischen Tätigkeiten war sie Mitglied im National Youth Orchestra of the Netherlands, von 1998-1999 Solo-Harfenistin des Philharmonischen Orchesters Kiel und seit 1999 hat sie die gleiche Position im Orchester des Landestheaters Detmold inne.

Ökumenischer Gottesdienst zum Reformationstag 2020 in Emden