Ostern findet statt - Wort des Bischofsrates zum Osterfest

Nachricht Emden-Hannover, 11. April 2020

Leitende Geistliche der Landeskirche Hannovers verfassen erstmals gemeinsame Osterbotschaft

Auch wenn derzeit alles anders ist: „Ostern findet statt.“ Das betont ein gemeinsames Wort des Bischofsrates der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers zum höchsten Fest der christlichen Kirche. In einem Brief wenden sich die fünf Regionalbischöfe und Landesbischof Ralf Meister erstmals zum Osterfest an die Gemeinden und die Öffentlichkeit.

„Es tut richtig weh, dass wir in diesem Jahr Ostern keine Gottesdienste in unseren Kirchen miteinander feiern können“, sagt Dr. Detlef Klahr, Regionalbischof für den Sprengel Ostfriesland-Ems. Doch angesichts der Maßnahmen, das Leben aller zu schützen, sei dies notwendig.

„Die frohe Botschaft des Osterfestes trifft besonders in diesem Jahr in unsere ängstlichen Herzen und Macht uns Mut: Christus ist erstanden! Die Nachricht von der Überwindung des Todes stärkt unsere Hoffnung“, so Dr. Klahr. „Gottes Liebe zu uns ist größer als alles, was unser Leben einengen und bedrohen kann. Ich bin sicher, dass diese frohmachende Botschaft viele Wege findet, unsere Herzen zu erreichen kann. Christus selbst ist bei uns und tröstet uns mit seiner Botschaft vom ewigen Leben, dass er uns schenkt! Wenn die Glocken läuten, wissen wir uns durch ihn in unseren Häusern und Wohnungen verbunden.“

Besonders freue Klahr sich auf die musikalische Osterbotschaft, die zum Abschluss des ZDF-Fernsehgottesdienstes am Sonntag aus Fenstern, von Balkonen und aus Gärten erklingen wird: Alle, die dem Aufruf des Posaunenwerkes folgen, singen und spielen um 10.15 Uhr das Lied „Christ ist erstanden“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 99).  

Regionalbischof Dr. Detlef Klahr leitet den Sprengel Ostfriesland-Ems mit seinen 156 Kirchen-und Kapellengemeinden in sechs Kirchenkreisen von der ostfriesischen Nordseeküste bis nach Bad Bentheim und ist damit zuständig für rund 306.000 Kirchenmitglieder.

Dem Bischofsrat gehören neben Landesbischof Ralf Meister die Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr (Hannover) und die Regionalbischöfe Dr. Hans Christian Brandy (Stade), Eckhard Gorka (Hildesheim-Göttingen), Dr. Detlef Klahr (Ostfriesland-Ems) und Dieter Rathing (Lüneburg) der Sprengel der Landeskirche Hannovers an. Die Stelle des Regionalbischofs bzw. der Regionalbischöfin für den Sprengel Osnabrück ist aktuell nicht besetzt; die Vakanzvertretung hat Regionalbischof Dr. Detlef Klahr übernommen.

Der Brief des Bischofsrates zum Osterfest

„Friede sei mit euch“

 

Ein Wort des Bischofsrates der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
zum Osterfest 2020

 

Ostern findet statt. Auch wenn derzeit alles anders ist. Dass Ostern stattfindet, hat Gott selbst entschieden, als er seinen Sohn von den Toten auferweckt hat. Die Nachricht von der Vergänglichkeit des Todes und von der Unvergänglichkeit der Liebe bleibt in der Welt. Und sie verändert die Welt zum Guten. Sie gibt Menschen Trost, Kraft und Hoffnung zum Leben. „Der Herr ist auferstanden!“ wird im Osternachtgottesdienst gerufen. „Er ist wahrhaftig auferstanden!“ antwortet die Gemeinde.

In diesem Jahr ist den christlichen Gemeinden die Möglichkeit genommen, Ostergottesdienste in den Kirchen zu feiern. Das schmerzt uns sehr. Wir werden den ersten Zeuginnen und Zeugen der Auferstehung ähnlich. Die haben sich ängstlich versteckt, bis Jesus Christus sie in ihrem eigenen Haus wieder aufgesucht und mit den Worten begrüßt hat: „Friede sei mit euch!“. Wir bleiben aus anderen Gründen in unseren Häusern. Wir sind traurig und bedauern, dass Kirchen geschlossen bleiben, aber wir haben kein Selbstmitleid. Wir wollen unter denen gefunden werden, die dazu beitragen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Wir wollen unter denen gefunden werden, die unser Gesundheitssystem arbeitsfähig halten, damit es Leben retten kann. Wir denken besonders an erkrankte und hoch gefährdete Menschen. Wir denken an die Geschwister in allen Teilen der Welt. Wir denken an die Geflüchteten und Schutz suchenden Menschen. Sie sind der Pandemie stärker ausgeliefert als wir.

Mit Wucht erleben wir die Grenzen des Machbaren. Die globalen Ohnmachtserfahrungen lösen ein neues Nachdenken über die Unverfügbarkeit des Lebens aus. Der Umgang mit dem Unverfügbaren ist christlichem Glauben vertraut. In aller Hilflosigkeit suchen wir Geborgenheit bei Gott und vertrauen der Zusage Jesu: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“

Distanz halten zu müssen, macht Kirchengemeinden hoch kreativ, Menschen auf lange vergessene oder nie erprobte Weise nahe zu sein. Wir merken, dass auch der vorübergehende Verzicht auf direkte körperliche Nähe ein Liebesbeweis sein kann. Mehr als sonst sind wir für den Dienst der Unsichtbaren dankbar, den Dienst der Betenden, der Mutmachenden, der helfenden Hände. Wir danken allen, die einander beistehen. Gott segne Sie!

Wir sind dankbar für den Dienst aller Menschen, die unsere Gesellschaft versorgen. Wir sind dankbar für alle neuen Formen von Nachbarschaftshilfe und wechselseitiger Aufmerksamkeit. Das alles wird nach dieser bösen Zeit nicht ungeschehen sein. Wir wünschen uns, dass wir von der Hoffnung dieser Tage länger erzählen werden als von der Angst.

Es steht viel auf dem Spiel: Der Schutz des Lebens, die Würde jedes Menschen, die Freiheitsrechte, der Wohlstand unseres Landes, die berufliche Existenz Vieler, Kultur und Künste. Wir vertrauen darauf, dass in den notwendigen Abwägungen dieser Wochen verantwortliche politische, rechtliche und ethische Entscheidungen gefunden werden. Im Ringen um gute Lösungen werden auch Fehler gemacht. Lasst uns barmherzig miteinander sein.

Wir sind gewiss, dass die Nachricht von der Vergänglichkeit des Todes und von der Unvergänglichkeit der Liebe in der Welt bleibt. Wir lesen von ihr in den Ostererzählungen der Bibel. Oder wir hören von ihr in Internet-Angeboten, in Radio- und Fernsehgottesdiensten. Ostern findet statt.

Der Herr ist auferstanden! – Er ist wahrhaftig auferstanden!

 

Landesbischof
Ralf Meister

Die Regionalbischöfin und die Regionalbischöfe
Dr. Petra Bahr, Dr. Hans Christian Brandy, Eckhard Gorka, Dr. Detlef Klahr, Dieter Rathing