Betrachtung von Regionalbischof Klahr zum Pfingstfest
Als es geschah, saßen sie traurig und ängstlich zusammen. Nein, damit hatten sie in dieser Situation nicht gerechnet, dass Gottes Geist sie plötzlich neu beseelte, sie mutig wurden und aus ihrem Haus herauskamen. Sie stellten sich auf den öffentlichen Platz der Stadt und erzählten voller Begeisterung von Jesus und seinen Taten und von seiner Auferstehung. So haben sie andere zum Glauben an Christus eingeladen.
Dass einige spotteten, war ihnen egal. Denn viele kamen, hörten sie reden und verstanden in ihrem Herzen, was sie sagten, und ließen sich taufen.
Als es geschah, da wussten sie alle selbst nicht, wie es kam. Aber als an dem Tag in Jerusalem die Sonne unterging, da waren es nicht mehr ein paar Jünger, sondern Tausende, die nun an Christus glaubten.
Genau so berichtet die Bibel in der Apostelgeschichte von dem ersten Pfingstfest in Jerusalem und jedes Jahr zu Pfingsten erinnern wir uns an diese Geschichte.
Gottes Geist, seine Kraft, sein Segen kam über die Menschen und sie spürten die Veränderung an Leib und Seele. Freude, Zuversicht, Hoffnung und die Gewissheit, von Gott geliebt zu sein.
Das war nur der Anfang, denn immer wieder haben Menschen im Glauben die Erfahrung gemacht, dass Gott ihr Leben verändert. Dass aus ängstlichen mutige Menschen werden, dass sich Perspektiven und Wege aufzeigen, die man vorher nicht gesehen hat. Dass ein Ruck durch das Leben geht und klar wird, es muss und kann sich etwas verändern. Gottes Geist ermutigt und befähigt Menschen, zu leben und sich nicht durch Ängste und Selbstzweifel vom Leben aussperren zu lassen.
Manchmal geschieht das ganz unscheinbar in unserem Leben, dass Gottes Geist uns befreit und ermutigt. Dann fragen wir uns hinterher vielleicht: „Wo hatte ich nur die Kraft her?“ Oder andere sagen zu uns: „Woher hattest du die Zuversicht und den Mut, das so zu tragen?“
Immer, wenn es geschieht, dass Gottes Geist Menschen zum Leben, zur Liebe und zur Freiheit befähigt, dann wird klar, dass niemand diesen Geist für sich erzwingen kann. „Gottes Geist ist frei und weht wo er will“, so heißt es in der Bibel.
Wir können beten: „Komm, Heiliger Geist, mit deiner Kraft, die uns verändert und Leben schafft! Komm, gerade jetzt in unsere Zeit und in unser Leben. Wir brauchen deinen Trost und deine Ermutigung. Begeistere unseren Glauben!“
Mir gefällt, dass für den Heiligen Geist die Taube als Symbol gewählt worden ist. Gottes Geist, der hineinschwebt ins Leben wie eine Taube, sich hier und da hinsetzt und wohl auch wieder weiterfliegt, unverfügbar. So wie Noah in der Arche die Taube sehnsuchtsvoll erwartete, bis sie kam, einen Ölzweig im Schnabel hielt und damit anzeigte, dass Hoffnung besteht für das Leben und einen Neuanfang.
Pfingsten ist immer möglich – denn Gott lässt sich nicht abhalten, uns nahe zu sein.