Mehr Leichtigkeit leben

Nachricht Emden, 05. Juni 2019

Generalkonvent mit Regionalbischof Klahr in Emden

160 Pastorinnen und Pastoren aus dem Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems kamen zu ihrem jährlichen Treffen mit Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr in der Johannes a Lasco Bibliothek und in der Martin-Luther-Kulturkirche in Emden zusammen. Dies sei ein Tag der Stärkung und Wertschätzung. Das Jahrestreffen diene der Gemeinschaft und des Miteinanders, dem Austausch und der Begegnung und finde seinen Höhepunkt im gemeinsam gefeierten Abendmahlsgottesdienst, so Klahr.

Im thematischen Jahr der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers „Um des Menschen willen - Zeit für Freiräume 2019“ widmete sich der Generalkonvent dem Thema: „Die Kunst nicht zu zerbrechen – von der Kraft der Resilienz“. Dieses Jahr sei für Regionalbischof Klahr ein Impuls, nicht immer alles so schwer zu nehmen. In der Kirche und auch persönlich wünsche Klahr sich mehr Leichtigkeit. Dann könne Raum dafür entstehen, Dinge auch mal anders zu machen, anders zu bewerten oder gar wegzulassen.

Der Theologe, Pädagoge und Therapeut, Dr. Christoph Hutter, Leiter des Referats für Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung im Bistum Osnabrück, hielt den Hauptvortrag.

An Erschöpfung zugrunde gehen oder Leichtigkeit leben

„Wir haben eine Verantwortung dafür, ob unsere Gesellschaft an Erschöpfung zugrunde geht. Es ist wichtig, dass wir Leichtigkeit leben“, sagte Dr. Christoph Hutter. Dazu gehöre auch eine neue Fehlerfreundlichkeit, die den Optimierungszwang ablöse.

Der Referent ermutigte mit seinem anschaulichen und lebendigen Vortrag zu einem Perspektivwechsel. Es sei wichtig, sich nicht von Problemen hypnotisieren zu lassen, so Hutter, sondern auf das Glück zu schauen: „Wir reden zu wenig vom Glück!“ Es gehe darum, einen neuen Blick auf das eigene Leben zu haben. Dabei gehe es nicht um Schönfärberei, sondern um die Annahme des Lebens wie es ist. Dazu gehören Licht- und Schattenseiten. Auch gelte es, die Unverfügbarkeit des Lebens zu akzeptieren. Dadurch werde die Anpassungsfähigkeit, die Kraft zur Resilienz gestärkt, nicht an Lebenskrisen zugrunde zu gehen, sondern möglichst gestärkt aus ihnen hervorzugehen.

„Resilienz ist nicht der Traum vom krisenfreien Leben, sondern im Gegenteil das Wissen darum, in der Krise bestehen, vielleicht sogar an ihr wachsen zu können“, so Hutter. In der Bibel gebe es viele Anhaltspunkte für die Resilienztheorie. In Religion überhaupt stecke ein großes Potential, die Resilienz zu stärken, stellte der Referent fest.

 

Einladende Kirche sein

Der Geistliche Vizepräsident des Landeskirchenamtes in Hannover, Arend de Vries, berichtete über aktuelle Themen aus der Landeskirche und überbrachte Grüße von Landesbischof Ralf Meister.

Die Landessynode habe im Mai eine neue Verfassung beschlossen, die im Januar 2020 in Kraft trete. Der kürzeste der 87 Artikel, Artikel 10, sei für Vizepräsident de Vries der wichtigste: „Wir sind einladende Kirche“. Dies sei eine Selbstverpflichtung, mit der sich die Landeskirche Hannovers den Herausforderungen der Zukunft stellen könne, wie sie etwa die Freiburger Studie beschreibt. Diese Studie wirft einen Blick auf die Mitglieder- und Finanzentwicklung der Kirchen bis zum Jahr 2060 und geht davon aus, dass sich beide Zahlen halbieren. „Wir können bestimmte Faktoren wie die demografische Entwicklung nicht beeinflussen, aber wir können beeinflussen, worauf wir schauen: Auf das, was wir verändern können, oder auf das, was wir nicht verändern können. Wir können einladende Kirche sein“, so Arend de Vries.

Die Landessynode habe zudem beschlossen, dass nun gleichgeschlechtliche Paare kirchlich getraut werden können. Bisher war lediglich eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare möglich.

Pfarrberuf nahe am Menschen

Pastor Thomas Arens (Esens) sprach für den Pastorenausschuss des Hannoverschen Pfarrvereins. In spätestens zehn Jahren werde die Zahl der Pastorenschaft von 1650 auf 1200 zurückgegangen sein, sagte Arens und stellte das Zehn-Punkte-Programm „Pfarrberuf nahe am Menschen vor“. Es sei wichtig, theologischen Nachwuchs zu gewinnen. Zufriedene Pastoren seien dafür die beste Werbung. Das Zehn-Punkte-Programm biete dafür konkrete Forderungen.