„Ein Sucher und Entwickler“

Nachricht Norden, 11. Dezember 2022

Verabschiedung von Superintendent Kirschstein in Norden

Ein „Sucher und Entwickler von Ideen und Möglichkeiten“ sei Dr. Helmut Kirschstein in seinem Dienst als Superintendent gewesen. Diese habe Kirschstein dann mit viel Fleiß und Ausdauer umgesetzt. Den Satz „Geht nicht“ habe er überhaupt nicht gemocht. So beschrieb Regionalbischof Dr. Detlef Klahr den scheidenden Superintendenten in seiner Abschiedsrede, bevor er ihn mit einem Handschlag von seinen Aufgaben entpflichtete und in den Ruhestand verabschiedete.

Nach 20 Jahren als Superintendent des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Norden und Pastor der Ludgeri-Kirchengemeinde und nach 32 Jahren im ordinierten Amt eines Pastoren verabschiedete sich die Ludgeri-Gemeinde und der Kirchenkreis Norden in einem Festgottesdienst am 3. Advent, den 11. Dezember 2022, in der Ludgeri-Kirche Norden von Dr. Helmut Kirschstein. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von den Ludgeri Gospel Singers und Thiemo Janssen an der Orgel. 

Besondere Projekte

In seiner Amtszeit habe Kirschstein besondere Projekte ins Leben gerufen, sagte Regionalbischof Klahr. Ein Abbild davon waren auch die gut zwanzig Grußworte nach dem Gottesdienst. 

Zu diesen Projekten gehörten der Pilgerweg Schola Dei, der auf seine Anregung hin bis nach Norden führt, das „Norder Modell“, ein Innovationsprojekt zum Erhalt vieler Pfarr- und Mitarbeitenden-Stellen im Kirchenkreis, die Gnadenkirche in Tidofeld, eine Dokumentationsstätte zu Flucht, Vertreibung und Integration, der Ludgeri-Männerkreis und der Gospelchor, in dem Kirschstein auch in seinem Abschiedsgottesdienst selbst nicht nur mitsang, sondern auch einen Solo-Gesang beisteuerte.
Kirschstein habe zwei große Gaben, so Klahr, das eine sei die Freude an der Theologie, die er immer auf den Alltag dieser Welt und das Leben der Kirche beziehe, daher läge ihm auch die Diakonie mit ihren unterschiedlichen Aufgabenfeldern so sehr am Herzen. Die andere Gabe bestünde in der Fähigkeit und Freude auf Menschen zuzugehen. Damit habe Kirschstein es vermocht, andere zu ermutigen und ihnen etwas zuzutrauen.   

Mit anderen Glauben zu teilen, von ihrer Art des Glaubens zu lernen und sich in Christus mit den Schwestern und Brüdern dieser Welt verbunden zu wissen, gehöre für Kirschstein einfach dazu und habe dessen Engagement in der Ökumene vor Ort und weltweit, besonders in der Partnerschaft zu Uganda befördert. Christinnen und Christen aus der ganzen Welt seien durch ihn in Norden zu Gast gewesen und er sei zu ihnen hingefahren, sagte der Regionalbischof. Klahr freute sich, dass Kirschstein in seinem Ruhestand als Vorsitzender der Gossner Mission weiterhin aktiv ist, zumal die Anfänge der Gossner Mission nach Ostfriesland reichen.
 

Mit dem Anfang anfangen

In seiner Predigt über den Beginn des Johannesevangeliums (Johannes 1,1-4 und Vers 14) besann sich Superintendent Kirschstein auf den Anfang seines Glaubens. Es sei das Bettkanten-Gebet seiner Mutter gewesen, das in ihm die Beziehung zu Jesus wachsen ließ und der Vater, der ihn als Vier- oder Fünfjähriger an seiner Hand zum Kindergottesdienst brachte. „Jeder christliche Glaube fängt damit an, dass wir angesprochen werden“, sagte Kirschstein. „In einer Nienburger Vorortgemeinde habe ich Jesus herzlich lieb gewonnen.“ 

„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott“, lauteten die ersten Sätze aus dem Lobpreis des Johannesevangeliums. Im Anfang der Welt war Gottes Wort da und wurde in Jesus Christus ausgesprochen menschlich in Windeln gewickelt. „Kein Mensch ist zu klein, kein Elend zu groß, als dass dem Menschen die Würde geraubt werden könnte“, so Kirschstein. 

„Alles zurück auf Anfang“, sei auch das Motto der Reformation gewesen, stellte Kirschstein heraus. „Mit dem Anfang anfangen“ war die Parole des Theologen Karl Barth, über dessen Bibelverständnis Kirschstein seine Dissertation geschrieben hatte. 
Mit dem Anfang anfangen heiße, mit Christus anfangen. „Ein anderes Christsein kann ich mir nicht vorstellen, als dass wir Tag für Tag die Jesusbeziehung feiern und uns in sie hineinbegeben“, bekannte Kirschstein. Eine Kirche, die nicht mit Herz und Hand missionarisch sein wollte, hätte mit Christus nichts zu tun. Zukunftsprozesse könnten in der Kirche diskutiert werden, aber das werde die Kirche nicht retten, niemanden erlösen und die Menschen nicht gewinnen. „Nichts ist unmöglich mit Jesus im Herzen!“, fasste Kirschstein am Ende seine Predigt zusammen.
 

Seit dem 1. August 2002 war Dr. Helmut Kirschstein (65) als Superintendent des Kirchenkreises Norden für rund 40.000 Gemeindeglieder in 20 Kirchengemeinden und für diverse kirchliche Einrichtungen zuständig. Im Umfang einer Viertel-Pfarrstelle war er Pastor der Ludgeri-Gemeinde Norden. Davor war er seit 1990 Pastor in Klein Ilsede (Kirchenkreis Peine). Er ist verheiratet mit Pastorin Ulrike Kirschstein, die am 1. Advent in der Ludgeri-Kirche in Norden in den Ruhestand verabschiedet wurde. Beide sind Eltern von zwei erwachsenen Kindern und ziehen im Januar nach Remels.