„Was gibt Halt?“

Nachricht Emden, 31. Oktober 2022

Ökumenischer Gottesdienst am Reformationstag mit Regionalbischof Klahr in Emden

Mit einem ökumenischen Gottesdienst feierten rund 250 Christinnen und Christen aller christlichen Kirchen und Konfessionen Emdens  den Reformationstag in der Martin-Luther-Kirche in Emden.

Regionalbischof Dr. Detlef Klahr (evangelisch-lutherisch), Pastor Holger Veddeler (evangelisch-reformiert), Pastor Ronald Bürger (Christengemeinde Pier 29) und Diakon Stephan Fielers (römisch-katholisch) gestalteten den Gottesdienst zur Frage „Was gibt Halt?“. Oberbürgermeister Tim Kruithoff sprach ein Grußwort.

Das Bläser-Ensemble „Akzente Brass“ unter der Leitung von Landesposaunenwart  Hayo Bunger und Kantor Marc Waskowiak an der Orgel und am Klavier begleiteten den Gottesdienst musikalisch und ließen ihn in Festtags-Stimmung erklingen.
Die Kollekte, die im Gottesdienst eingesammelt wurde, soll der Tafel in Emden zugutekommen.

Der gut besuchte Gottesdienst sei ein sichtbares Zeichen der langjährigen ökumenischen Zusammenarbeit in Emden, sagte der Regionalbischof des Sprengels Ostfriesland-Ems und betonte: „In Christus sind wir miteinander verbunden.“ Besonders freute er sich, dass die siebenköpfige Delegation des Kirchenkreises Emden-Leer und der Gossner Mission wohlbehalten aus Indien zurück sei, und begrüßte vier davon persönlich im Gottesdienst, darunter auch Superintendentin Christa Olearius und Pastor i.R. Michael Schaper.

„Ich bin nach den Tagen der Angst tief dankbar, dass nun alle wieder in Deutschland sind“, so Klahr. Die Delegation musste am Tag zuvor Indien gezwungenermaßen eine Woche früher verlassen. Bewaffnete Polizeikräfte hatten sie des Landes verwiesen.

„Ich bin tief erschrocken über die Behandlung unserer kirchlichen Delegation in Assam/Indien und auch einiger der dortigen Gemeindemitglieder. Die stundenlangen Verhöre, das Abnehmen der Reisepässe und die grobe Ausweisung sind völlig inakzeptabel. Wir denken an unsere indischen Geschwister, die von der Polizei in Gewahrsam genommen wurden und schließen sie ein in unsere Fürbitte.“ 

In den letzten Tagen sei dieser Delegation die Frage „Was gibt Halt?“ ganz nahe gekommen. „Ich bin mir sicher, ihr habt Halt in den Gebeten gefunden, in den eigenen und in dem Wissen um die Gebete der anderen. Da konntet ihr Gottes Nähe spüren“, sagte Dr. Klahr. 

„Reformation feiern wir, wenn wir uns gegenseitig daran erinnern, was uns Halt gibt.“ In dem Wort „Zusammenhalt“ stecke das Wort „Halt“.  „Gut, wenn wir uns im Glauben zusammen Halt geben. Dadurch, dass wir singen und sagen, dass Gott uns Halt gibt.“ 

In Psalm 46 und in dem Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ würden viele gemeinsam beten und bekennen, dass Gott ihnen Zuflucht und Stärke sei. 
„Das weist uns in die Gemeinschaft, in der wir miteinander im Glauben verbunden sind. Als christliche Gemeinde beten wir zusammen und erinnern uns gemeinsam an die Taten Gottes und an das, was er für uns getan hat. Wir bestärken uns dann gegenseitig, die Hilfe und den Schutz Gottes nicht aus den Augen zu verlieren. 

Martin Luther wusste, wie wichtig es im Glauben ist, nicht allein zu stehen, sondern mit anderen zu beten, zu hoffen und sich Mut zu geben“, führte der Regionalbischof in seiner Predigt aus.
 

Von der Sehnsucht nach Halt in diesen schwierigen Zeiten, die durch die Corona-Pandemie und den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine geprägt seien, sprach Pastor Holger Veddeler und fragte: „Wer macht mein Lebensschiff am Poller fest? Gibt mir Halt?“.

Damit nahm Veddeler Bezug auf das Gemälde „Blauer Poller“ des Künstlers Hermann Buß, das in der Martin-Luther-Kirche für den Gottesdienst ausgestellt war. „Die Erkenntnis der Reformatoren lautete: Gott hat mich fest gemacht, hat mich fest mit ihm verbunden in Christus.“ In Blick auf die bevorstehenden Wintermonate sagte Veddeler: „Gott traut uns zu, Orte zu schaffen, an denen seine Barmherzigkeit erfahren werden kann.“

Grüße des Rates der Stadt Emden und der Stadtverwaltung überbrachte Oberbürgermeister Tim Kruithoff. „Am Reformationstag oder auch an anderen hohen Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten geht es nicht um liebgewonnene Traditionen, sondern darum, dass Gott unser Menschsein, das Gebrochen-sein annimmt, nicht um es zu überwinden, sondern um uns bei allen Brüchen und Rissen des Lebens nahe zu sein – ganz nahe.“ Dies sage er als getaufter Christ im festen Glauben an einen gnädigen Gott, so Kruithoff. 

Die Reformation gebe der Kirche bis heute Wurzeln und damit auch Halt. Als Christ wünsche der Oberbürgermeister sich, dass die Kirche auch heute noch die Kraft habe, sich zu erneuern, um in der Welt und der Gesellschaft sichtbar zu bleiben. Und auch die Stadtgesellschaft könne weiter daraus Kraft ziehen, die es brauche, um in schwierigen Zeiten füreinander da zu sein, aufeinander acht zu geben und gemeinsam Halt zu geben.

Kruithoff zeigte sich sehr dankbar für das herausragende soziale und ehrenamtliche Engagement in der Reformationsstadt Emden: „Niemand soll zurück bleiben, jeder und jedem soll es gut gehen. Wir haben das bisher hervorragend gemacht und ich bin mir sicher, dass uns das weiter gelingen wird“, zog er am Ende seines dritten Amtsjahres Bilanz.