Dokumentationsstätte „Gnadenkirche Tidofeld“
Von Emden brach das Kuratorium zu einem Besuch in der Dokumentationsstätte „Gnadenkirche Tidofeld“ auf. Die dortige Dauerausstellung thematisiert Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Osteuropa und den ehemaligen deutschen Ostgebieten aus persönlicher und regionaler Perspektive. In Exponaten und Zeitzeugen-Interviews wird die Geschichte des Einzelnen vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse deutlich.
Im Anschluss widmete sich das Kuratorium den Fragen von Flucht, Vertreibung, Migration und Integration in den Gossner-Arbeitsgebieten. Für den Bau des Kariba-Staudamms im Süden Sambias, so führte Kuratorin Heidrun Fritzen aus, wurden in den 1950er Jahren rund 55.000 Menschen zwangsevakuiert: vertrieben aus ihrer fruchtbaren Uferregion in eine „staubige und trockene Gegend“, wo sie mit den Bedingungen nicht zurechtkamen. Danach – und bis heute – gab es weitere Vertreibungen; so müssen die Menschen vom Volk der Tonga immer wieder dem Bau von Kohlebergwerken weichen.
Kurator Michael Heß und Roiyan Bolbondia, Süd-Nord-Freiwilliger aus Assam und zurzeit in Emden im Einsatz, erinnerten an den großen Trek der Arbeitskräfte, die Ende des 19. Jahrhunderts angeheuert wurden, um auf Tee-Plantagen in Assam zu arbeiten. Aus dem Hochland im mittleren Indien ging es „in die Brahmaputra-Sumpfmündung, die im Sommer kocht“, so Heß. „Die Adivasi (indigene Bevölkerung) starben zu Tausenden.“ Die Treks wurden begleitet von Gossner-Missionaren, die den Menschen unterwegs und in der Zielregion beistanden.
Heute leben rund 7 Millionen Adivasi in Assam, davon 4,7 Millionen in großer Armut auf den Tee-Plantagen; unter schwierigen Bedingungen, der Willkür der Plantagenbesitzer ausgeliefert, für umgerechnet 2,50 Euro Tageslohn. Es mangelt an Schulen und an Perspektiven. Vor diesem Hintergrund finden auch heute wieder Migrationsbewegungen statt: in andere Regionen Indiens oder ins Ausland.
Aus Kitgum in Uganda berichtete James Oballim von der Church of Uganda per Video von der heutigen Willkommenskultur in seiner Heimat. Uganda hat in den vergangenen Jahren rund 1,5 Mio. Geflüchtete aus dem Südsudan aufgenommen – und kämpft nun mit zahlreichen Herausforderungen, die damit einhergehen; Landfragen, Bildungs- und Arbeitsplatzfragen. Zugleich betont Oballim, dass die Regierung – auch vor dem Hintergrund der Flüchtlingsbewegungen im eigenen Land in der Zeit des Bürgerkriegs bis 2006 – nicht gezögert